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44. Des Preußen Heldenthat.
1266.
Es liegt im trüben Dunkel der Preußen alte Zeit,
Kaum ist der Sage Flüstern noch auf ihr Grab gestreut;
Wobl denkt man noch bewundernd an Roma's Kampf und Sieg,
Da ungesehn verwittert die Kund'’ vom Preußenkrieg.
Doch manchen Helden barg es vordem in seinem Schooß,
Als fast fünfhundert Jahre das Blut des Krieges floß;
Und mehr als Kampf und Schlachten erzählt der Chronik Mund,
Es thut von braven Herzen uns edle Thaten kund.
In's Kulmer Land gefallen war wild der Bartnerheld,
Und wie die Eiche splitternd im Waldessturm zerschellt,
So war nach kurzem Kampfe verheert das flache Land,
Und Weib und Mann und Kinder erwürgt von Feindeshand.
Da sammeln sich aus Christburg und Fischau, kampfdurchglüht.
Die Ordensritter eilig im kahlen Kulmgebiet,
Und wie der Feind auf Kolte anstürmt in wilder Wuth,
Erreichen ihn die Ritter und schlagen lang und gut.
Zerborsten und zerflogen ist rings die Heidenschaar,
Und schon vernichtet glauben die Christen jetzt sie gar;
Sie lagern am Sirgune sich siegestrunken d'rauf,
Nicht ahnend, daß sich nächtlich der Feind geschaart zu Hauf“.
Und wie zu tiefem Dunkel die Nacht den Schatten streut,
Da nähern sich die Bartner und stehen schlagbereit,
Und wie vom Schlafe alle die Wachen übermannt,
Do stürzen sie ins Lager, das Schwert in starker Hand.
Und von den Christenführern, den Ordensbrüdern all,
Und von den Knechten keiner entrinnt dem Ueberfall;
Zwar hat ein Theil schon flüchtend nach Christburg sich gewandt,
Doch mit der Stadt selbst fallen sie von des Feindes Hand.