Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

71 
getroffen. Außer den Schlesiern sammelte er auch die flüchtigen Polen, 
nahm deutsche Truppen in Sold, bat den deutschen Orden um Hülfe 
und forderte noch mehrere andere deutsche Fürsten auf, mit ihren Völ- 
kern zu ihm zu stoßen und an dem großen Kampfe Theil zu nehmen. 
Alle folgten seinen Einladungen und in der großen Ebene von Liegnitz 
sammelte sich ein Heer von 30,000 Reitern. Gegen das ungeheuere feind- 
liche Heer war diese Zahl gering, aber Heinrich vertrauete auf Gott 
und seine gerechte Sache. Er theilte sein Heer in drei Haufen. Voran 
standen die Freiwilligen aus allen Ländern, von denen viele das Zeichen 
des Kreuzes auf. der Brust trugen, weil sie diesen Krieg für einen 
Kreuzzug erachteten. Ihr Führer Boleslav war eines mährischen Herzogs 
Sohn. Darauf folgten die Polen und Oberschlesier. Den letzten 
Haufen bildeten die deutschen Ordensritter unter Poppo von Osterna, 
und die Niederschlesier und deutschen Söldner unter Herzog Heinrich, 
der die Schlacht leitete. Die Mongolen rückten heran. Ihr Feldherr 
Peta theilte sein Heer ebenfalls in drei Treffen. 
Als am Morgen des 9. April 1241 die Strahlen der Sonne 
auf die Ebene von Liegnitz herabfielen, beleuchteten sie die dunkeln 
Massen, welche verderbenschwer einander gegenüberstanden. Plötzlich 
regten sich die schweigenden Haufen. Boleslav eröffnete die Schlacht. 
Mit Ungestüm fiel er über das Vordertreffen der Mongolen her, warf 
sie nach kurzem Gefecht zurück, und verfolgte sie, um seinen Sieg zu 
vollenden. Aber sein Eifer hatte ihn zu weit geführt. Das Mittel- 
treffen des Feindes, bis an welches er gekommen war, eilte den 
Flüchtigen zu Hülfe. Ein Hagel von Pfeilen drang von allen Seiten 
auf ihn ein. Wie Aehren unter der Sichel der Schnitter, sanken die 
Seinigen dahin. Bald sah er sich umzingelt und seine Tapfern zu 
Boden gestreckt; er selbst bezahlte seine Unvorsichtigkeit mit dem Leben. 
Darauf beginnt der zweite Haufen des schlesischen Heeres den 
Angriff. Furchtbar dringen sie in die Reihen der Feinde. Tausende 
der Mongolen stürzen unter den Bolzen der Armbrustschützen. Die 
Feinde fliehen. Immer höher steigt der Muth der Siegenden. Schlagt 
todt! schlagt todt! rufen sie einander zu. Doch diese Worte, welche 
in polnischer Sprache gesprochen wurden, klangen fast wie ein anderes 
polnisches Wort, das so viel heißt als „flieht“. Dadurch entstand 
Verwirrung unter den Kämpfenden. Die Christen ziehen sich zurück, 
die Heiden wenden sich, stürzen sich auf ihren schnellen Rossen über die 
Flüchtlinge her und richten ein schreckliches Blutbad unter ihnen an. 
Nur Wenige entrinnen. Nochmals entbrennt ein mörderischer Kampf. 
Die deutschen Ritter sprengen mit verhängtem Zügel in die Schaaren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.