Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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der Mongolen. Ein Regen von feindlichen Pfeilen verfinstert die Luft; 
aber sie prallen ab an den eisernen Rüstungen und Schilden der Ritter 
Furchtbar wüthet dagegen deren Schwert in den Reihen der Mongolen. 
Tausende der Barbaren sind schon erschkagen. Viele ihrer Führer 
liegen bereits dahingestreckt. In Strömen fließt das Blut. Da ver- 
mögen sie endlich nicht länger mehr zu widerstehen; sie ergreifen schon 
die Flucht. Da sieht man aus ihren Reihen, hoch über die Männer 
und Rosse hin, sich etwas erheben wie ein Menschenhaupt, fürchterlich 
anzusehn; Nauch und Dampf dringt daraus hervor und verbreitet sich 
weithin über das Schlachtfekd, und durch den dichten Rauch blitzten 
Feuerflammen. Wahrscheinlich war dies eine Kriegesmaschine, durch 
welche die Mongolen Feuer und Steine gegen ihre Feinde schleuderten. 
Die Christen hielten dies Ungethüm für Teufelsspuck, gegen den mit 
ehrlichen Waffen sich nicht kämpfen lasse. Entsetzen und Verwirrung 
fährt plötzlich in ihre Reihen. Mit erneuter Wuth stürzen nun die 
Barbaren auf ihre Verfolger und hauen sie größkentheils nieder. Schon 
liegen die meisten Führer entseelt auf dem Schlachtfelde, unter ihnen 
Poppo von Osterna mit den deutschen Rittern; nur Herzog Heimich 
kämpft noch. Von Feinden umringt, ist er entschlossen, sein Leben 
theuer zu verkaufen, und Mancher fällt noch unter seinen Streichen. 
Endlich wird er von seinen wenigen Gefährten halb mit Gewalt fort- 
gezogen, um sich durch die Flucht zu retten. Aber sein treues Roß, 
von Wunden bedeckt, stürzt unter ihm zusammen. Der Diener bringt 
ein frisches Pferd. Kaum aber hat sich der Herzog hinaufgeschwungen, 
als ein Haufen Mongolen herbeisprengt. Mehrere derselben erlegt er 
zwar; als er aber zu einem neuen Streiche den Arm erhebt, da benutzt 
einer der Barbaren den Augenblick, und stößt ihm die Lanze unter dem 
aufgehobenen Arm in den Leib. Leblos sinkt der edle Herr vom Rosse; 
Niemand hebt ihn auf, denn alle seine Gefährten liegen entseelt am 
Boden. Nur der Diener war entkommen. 
Die Schlacht war beendet. Hier und dort jagten zwar noch 
einzelne Mongolen einem Flüchtlinge nach; aber auf das große Feld 
senkte sich die Rahe des Abends. Welch ein Feld! Tausende und 
abermals Taufende lagen entseelt und verstümmelt umher, und so weit 
das Auge reichte, war die Ebene mit Leichen bedeckt und mit Blut 
gedüngt. Es war eine der gräßlichsten Schlachten gewesen, welche 
jemals geschlagen worden sind. Von dem christlichen Heere hatten sich 
nur Wenige durch die Flucht gerettet. Noch größer war der Menschen- 
verlust auf Seite der Mongolen, und noch nie hatten sie in einer 
Schlacht so viel Krieger eingebüßt. Selbst der abgehärtete Peta konnte
	        
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