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49. Der Tod des Erzbischofs von Köln.
J.
Der Anger dampft, es kocht die Ruhr,
Im scharfen Ost die Halme pfeifen,
Da trabt es sachte durch die Flur,
Da taucht es auf wie Nebelstreifen,
Da nieder rauscht es in den Fluß
Und stemmend gen der Wellen Guß
Es fliegt der Bug, die Hufe greifen.
Ein Schnauben noch, ein Satz, und frei,
Das Roß schwingt seine nassen Flanken,
Und wieder eins, und wieder zwei,
Bis fümfundzwanzig stehn wie Schranken:
Voran, voran durch Haid’ und Wald,
Und wo sich wüst das Dickicht ballt,
Da brechen knisternd sie die Ranken.
Am Eichenstamm, im Ueberwind,
Um einen Ast den Arm geschlungen,
Der Isenburger steht und siunt
Und naget an Erinnerungen.
Ob er vernimmt, was durch's Gezweig,
Ihm Kinkerad, der Nitter bleich,
NRaunt leise wie mit Vögelzungen?
„Graf,“ flüstert es, „Graf, haltet dicht,
Mich dünkt, als woll' es euch bethören;
Bei Christi Blute, laßt uns nicht
Heim wie gepeitschte Hunde kehren!
Wer hat gefefselt eure Hand,
Den freien Stegreif euch verrannt 2 —
Der Isenburg scheint nicht zu hören.
„Graf,“ flüstert es, „wer war der Mann,
Dem zu dem Kreuz die Rose“') paßte?
Wer machte euren Schwäher dann
In seinem eig'nen Land zum Gaste?
Und Graf, wer höhnte euer Recht,
Wer stempelt euch zum Waffenknecht?“ —
Der Isenburg biegt an dem Aste.
„Und wer, wer hat euch zuerkannt,
Im här'nen Sünderhemd zu stehen,
Die Schandekerz' in eurer Hand,
Und alte Vetteln anzuflehen
Um Koyrie und Litaney!?" —
Da krachend bricht der Ast entzwei
Und wirbelt in des Sturmes Wehen.
Spricht Isenburg: „Mein guter Fant,
Und meinst du denn, ich sei begraben?
O laß mich nur in meiner Hand —
Doch ruhig, still, ich höre traben!“
Sie stehen lauschend vorgebeugt;
Durch das Gezweig der Helmbusch steigt
Und flattert drüber gleich dem Raben.
*) Das Kreuz bedeutet Köln, die Rose das Wappen von Berg, dessen Besitz Engel-
bert dem Bruder von Isenburgs Semahlin vorenthielt. " 6