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oder eines andern vornehmen Fräuleins überreicht wurde. Ein solcher
Dank galt soviel als ein Sieg auf dem Schlachtfelde.
Die Turniere waren ein schönes, edles, glänzendes, aber auch ein
sehr gefährliches und kostspieliges Vergnügen. Bei einem Turnier, das
im Jahre 1481 von der schwäbischen Ritterschaft gegeben wurde, waren
336 Ritter und Edle und 108 geschmückte Frauen und Jungfrauen
anwesend. Die Zahl der Pferde belicf sich auf 3500. Ost fiel bei
solchen Freudenfesten großes Unglück vor. Dem Einen der Kämpfer
wurden ein paar Rippen, ein Arm, ein Bein gebrochen, dem Andern
ein Auge ausgestochen, ein Dritter wurde von seinem stürzenden Rosse
zerdrückt. Der Markgraf Johann von Brandenburg blieb todt auf
dem Platze liegen. König Johann von Böhmen stürzte auf einem
Turniere zu Prag, wurde von dem Pferde getreten und todt aufgehoben.
Dem Pfalzgrafen Friedrich II. wurde das Rückgrat zerschmettert. König
Heinrich II. von Frankreich erhielt 1559 einen Lanzenstich durch das
rechte Auge in den Kopf und starb an der Wunde. Oft sogar ge-
brauchten Ritter die Turniere als Gelegenheit, frühere Beleidigungen
zu rächen, und dann glichen die Turnierplätze kleinen Schlachtfeldern.
So blieben bei einem Turnier in Frankreich zweiundvierzig Ritter und
ebenso viele Knappen. Das Turnier zu Darmstadt (1403) ward zur
blutigsten Fehde zwischen den fränkischen und hessischen Rittern, wobei
siebenzehn Franken und neunzehn Hessen um's Leben kamen. Noch
einen blutigern Ausgang hatte das Turnier zu Neuß, das von der
rheinischen Ritterschaft am 23. April 1257 gehalten wurde. Der tapfere
Graf Adolph VI. von Berg hieb dem Schlachtrosse des Grafen Eber-
hard von der Mark mit dem Schwerte beide Vorderfüße ab. Dadurch
weckte er einen alten Groll auf, und aus dem Spiele wurde Ernst;
ein schrecklicher Kampf begann, und Graf Adolph mit dem Grafen von
der Mark nebst sechsunddreißig Rittern und über dreißig Knechte waren
die Opfer desselben.