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51. Das Turnier zu Aeuß.
1257.
„Mir wird's zu eng, ihr Knappen, in meiner Väter Saal,
„Auf! sattelt rasche Rappen, bringt mir das Kleid von Stahl!
„Das Schwert mit scharfer Schneide, den Speer mit starkem Schaft,
„Nur in dem Kampfgeschmeide wallt freudig Männerkraft!“
Graf Adolph rief's, der Lange, ein thatenstolzer Mann,
Drob an Margretha's Wange die Thränenquelle rann:
„„Nur heute bleib'’ daheime!““ die zarte Gattin bat;
„„Der Ahnung bangste Träume begleiten deinen Pfad!
„„Es krächzten Fahn' und Eulen heut' Nacht so laut vom Thurm,
„„Die Rüden hört man heulen durch Wetternacht und Sturm!
„„Das Irrlicht sah am Moore so bleich wie Sterbensneth!
„„Die Drommel rief ihm Chore so grausig Tod um Tod!““
„Laß Drommel nur und Eulen und Wetterfahnen krähn,
„Laß nur die Rüden heulen und Todesflammen wehn;
„Der Waffen selt'ne Blitze das Ungethüm entfleucht,
„Mein Horn zu finsterm Sitze die Unglücksvögel scheucht!“
„„Mein Adolph von den Bergen, o bleibe doch nur heut'!
„„Mir träumt' von offnen Särgen und dumpfem Grabgeläut",
„„Mir träumt' von schwarzen Raben, von rothem Herzblutstrom,
„„Ich sah dich bleich begraben im Altenberger Dom!““
„Sollt' ich vor Träumen zittern, die eitel, ohne Macht?
„Sie dürfen nicht erschüttern des Muthes hehre Pracht!
„Der Traum erschreckt nur Memmen, sie flieh'n, wie er, den Tag;
„Mich wird er nimmer hemmen, es komme, was da mag!“
Do bringen schon die Knappen das Kleid aus hartem Stahl,
Die blanken Ritterwappen durchblitzen hell den Saal.
„Zur Freude will ich reiten, zum Ritterspiel gen Neuß;
„Dort gilt kein Todesstreiten, dort gilt blos Dank und Preis.“