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„„O, bau' auf ſeichte Treue verbriefter Freundſchaft nicht;
„„Der alte Haß auf's Neue oft Wort und Siegel bricht!
„„Mir träumt von falſchen Eiden, von böſem Zwietrachtſpiel —
„„O, laſſe heut das Reiten nach jenem böſen Ziel!““
Und während ſie's geſprochen iſt an der Pilgerwand
Der feſte Stein gebrochen, d'rauf Heinrichs Büſte ſtand.
Das Bild von Adolphs Vater, dumpfdröhnend ſtürzt's hinab;
Doch ſprach er zu den Trümmern: „Das Alter grub ſein Grab.“
Und schon des Helmbuſch's Zierde des Grafen Haupt umweht,
Als noch mit vielen Thränen Frau Margarethe fleht.
Als er zum letzten Male ſie küßt im heitern Scherz,
Zuckt auf dem kalten Stahle ihr ahnungsvolles Herz.
Schon ſtampfen muth'ge Rappen, fort traben Graf und Troß,
Der Morgenſang der Knappen erſchallt hinauf zum Schloß.
Wie wallt im Lenz ſo freudig der Helden Geiſt und Leib!
Doch Ahndung trüb' und leidig, ſie bleibt daheim dem Weib.
Die blut'ge Abendröthe umzog das Rheingeſtad',
Als Gräfin Margarethe auf luft'ge Zinne trat;
Von Bensbergs hohem Schloſſe blickt ſie hinab zum Rhein:
„Wer mag im Knappentroſſe der wunde Ritter ſein?“
Die ſtarken Rieſenglieder drückt kalte Tod'sgewalt,
Für Thaten und für Lieder iſt's Heldenherz jetzt kalt;
Die Treue ward gebrochen auf dem Turnier zu Neuß —
Wohl ward dort wild geſtochen, das Herzblut war der Preis.
Aus Spiel war Ernſt geworden, und Helden kühn und ſtark,
Die huben an zu morden, von Berg und von der Mark,
Und ach! — drei stolze Grafen und vierzig Ritter kühn
Die Todeswunden trafen und sanken blutend hin.
Dazu dreihundert Knappen dort fanden ihren Tod,
Es färbte manchen Rappen und manchen Panzer roth!
D'rob flossen heiße Zähren aus Augen hell und blau,
Zu Schmerz mußt sich verkehren die Wonne mancher Frau.