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dienung sprang nunmehr auch über Bord, und beinahe unmittelbar darauf
ging „V 187“ mit dem Bug zuerst unter. Es war niemand mehr an Deck
zuse
on Interesse sind auch die folgenden Bemerkungen des Offiziers:
„V 187“ ist weit über eine Stunde von vier, später zehn Zerstörern und
dann einige Zeit von einem kleinen Kreuzer beschossen worden. In der
ersten halben Stunde hat das Boot nur ganz wenige unbedeutende
Treffer erhalten. Erst in der zweiten Hälfte des Passiergefechtes sind
schwere Beschädigungen eingetreten, so daß das Boot manövrierunfähig
wurde. Beim Eingteisen der dann noch hinzukommenden Zerstörer ist das
Boot schließlich vernichtet worden.“
Besonders lobend wird das Verhalten zweier Obermatrosen erwähnt.
Diese wurden von einem englischen Zerstörer aufgefischt, sprangen aber,
als später ein deutscher Kreuzer herankam, unter lebhaftem Pistolenfeuer
über Bord und entzogen sich so der Kriegsgefangenschaft.
Deutschlands Friedensliebe in amtlicher belgischer Beleuchtung.
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ vom 12. September ist in der Lage, ein hoch-
interessantes Aktenstück der Oeffentlichkeit zu unterbreiten, nämlich die
Stimme eines aktiven belgischen Diplomaten über Deutschlands Be-
mühungen zur Erhaltung des Friedens. Der reguläre Weg der Er-
öffnung unbestellbarer Briefe hat dieses Material den deutschen Behörden
in die Hand gegeben.
Am 31. Juli wurde in Berlin ein an Madame Clostermans in
Brüssel, 107 rue Froissard, adressierter Brief zur Post gegeben. Da derannt-
lich am gleichen Tage das Reichsgebiet in Kriegszustand erklärt wurde
und damit die Bestellung von Privatbriefen nach dem Ausland aussorte
ist der Brief mit dem postalischen Vermerk „Zurück wegen Kriegszustand“
dem Aufgabepostamt wieder zugestellt worden. Der Brief blieb dort liegen
und wurde nach Ablauf der vorgeschriebenen Frist durch die Kaiserliche
Oberpostdirektion in Berlin zur Ermittelung des Absenders amtlich ge-
öffnet. In dem äußeren Briefumschlag befand sich ein zweiter mit der
Adresse: „Son Excellence Monsieur Davignon Ministre des
Affaires Etrangères.“ Da auch auf diesem Umschlage der Absender
nicht angegeben war, wurde er ebenfalls geöffnet. Es fand sich in ihm
ein amtlicher Bericht des Königlich belgischen Geschäftsträgers in St.
Petersburg, Herru B. de l'Escaille, über die dortige politische Lage am
30. Juli d. J., der im Hinblick auf seine politische Bedeutung von der
Kaiserlichen Oberpostdirektion dem Auswärtigen Amte zugestellt wurde.
Der Bericht lautet in Uebersetzung:
Belgische Gesandtschaft.
St. Petersburg. den 30. Juli 1914.
795/402.
Die politische Lage.
An Seine Exzellenz Herrn Davignon, Minister der auswärtigen
Angelegenheiten.
Herr Minister!
Der gestrige und vorgestrige Tag vergingen in der Erwartung von
Ereignissen, die der Kriegserklärung Oesterreich-Ungarns an Serbien
solgen mußten. Die widersprechendsten Nachrichten wurden verbreitet,
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