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suchte, zeichnelen ihn vor andern weit aus. Er hatte
die schönste Stahlrüstung mit feinen Goldverzierungen,
das beste Pferd, die grössten Rüden, das ausgesuch-
lesle Jagdzeug. Dazu besass er alle Eigenschaflen,
diese Besitzthümer rillerhafl zu verwenden und gellend
zu machen, was wohl den meisten Werth für ihn haltte.
Keine Lanze war ihm zu Sperr eingelegt, keine Klinge
zu scharf, kein Hirsch zu flüchtig, kein Weih zu hoch,
kein Becher zu voll und keine Dimme zu spröde. Selbst
ohne Furcht war er gefürchtel weit und breit und alle
Rilter im Gau hiellen seine Freundschafl in Ehren und
geilzten nach derselben. Aber wenige konnten sich
rühmen, sie zu besitzen, Graf Cuno liebte den Frieden
nicht, in den Fehden oder auf den Turnieren war's ihm
am wohlsten, konne er diess nichl finden, so musste
wenigsltens die lJagd seinen Thatendurst stillen. Die
Kemnate, die er auf der Burg bewohnte, war wohl be-
estigt und bewehrt, die stärksten und muthigsten Knap-
ben slanden gern in seinen Diensten, weil sie stels Ce-
legenheit erhielten, sich auszuzeichnen und nach voll-
brachtem Strauss sich gütlich zu thun, auch sonst nicht
zu kurz kamen, denn Graf Cuno halte selbst den streng-
sten Knappendienst durchgemacht, bevor er in seinem
dreissigsten Jahre von seinem Oheim den Ritlerschlag
erhiell, er wusste also wohl, was ein solches Knap-
benleben erforderte, und in welchem Verhältniss That
und Lohn zu einander stehen. wie erstere in leizterem
auszugleichen war. Auf diese Weise kam es wohl auch
Zzuweilen vor, dass Gral Cuno von andern Riltern um
Hülle angesprochen wurde, sobald sic entweder einen
Fehdebrief erhielten oder selbst die Fehde ansagien, in
welchem Falle er siels mit seinen Knappen rasch und
freudig zur Stelle war und rüstig drauf und dran ging.
und, war's geschehen, mil reicher Beute heim trabie.
Zu solch einem Strauss war Craf Cuno auch einmal
wieder geladen und am frühen Morgen ritt er munier
mil seiner Schaar die Strasse entlang; die Sonnenstrah--
len spiegellen sich auf seiner Rüslung und die hellen
Farben der dichten Federn seines Helmes wurden vom
leichten Winde in wogende Bewegung geselzt. Der
Zug trabte in ein Gehölze ein, als plötzlich auf einem
Kreutzweg ein Riller in schwarzer Rüslung, mil schwar-
zen Helmdecken auf schwarzem Hengste einhersprengie.
das Schwert aus der Scheide riss und mil laut geruse-
nem „Hall“ den Gralen Cuno stellle. Wer konnte die Toll-
kühnheit besilzen, allein einen ganzen gut beschlagenen
Zug anzuhallen und wer konnie diess gegen Graf Cuno
wagen? Gleichviel, er soll es büssen, dachte der Gral
und zog sein Schwert, den Knappen aber gebot er,
ruhig zu bleiben und dem verwegenen Gegner ihm al-
lein zu überlassen. Ein wülhender Kampf entspann sich
nun. Grasf Cuno warf sein Plerd mit gewohntem Ce-
schick bald links, bald rechts, wie er die Streiche und
Stichce eben führen wollle, aber es fruchtele nicht und
die Knappen, die ihren Ritter stels als Sieger zu schen
gGe wohnt waren, staunten, dass er diessmal so lange
zu dem Siege Drauchte. Aber ihr Slaunen erreichte den
höchsten Grad, als Graf Cuno schwer gelroflen vom
HRosse liel, und, während die einen zu seiner Hülfe eil-
ten, Sltürmien die andern auf den schwarzen Riller ein,
dessen Hiche wie Pfeile durch die Luli schwirrten. Alle
Anstrengungen der Knappen, dem Schwarzen beizu-
kommen, waren vergebens, im Cegentheile, es lagen
ihrer bald mehrere zu Boden und sie musslen es aul-