Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

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Geleise der vorgeschriebenen Ruhe und Ordnung zurück 
und halle auch nicht die vielen politischen Verlolgun- 
gen zu beklagen, wie sie anderwärts vorkamen. 
Der Menschenschlag ist ein gesunder, krüftiger, 
was vom männlichen, wie vom weiblichen Geschlechte 
gilt und sich in vollen zur Arbeit gewandten Körper- 
slormen gewahren lässt. Unter der weiblichen Jugend 
findet man nicht sellen Mädchen, die mit ihren fischen 
Gesichlern und schlanken Figuren die Aulmerksamkeit 
auf sich ziehen, sie wissen das selbst schr gut, denn 
es wurde ihnen von den vielen Touristen, die 
dort verschiedene Zwecke verfolgen, oll genug vorge- 
sagl. Ueberhaupt mussten der hänfige Fremdenbesuch 
und der unmillelbare Verkehr min allerlei Individualitä- 
lten, (früher auf sich selbst angewiesen), die Einfach- 
heil der Lebensanschauungen und der Aullassungen 
menschlicher Zuslünde wesentlich verändern und die 
Wünsche wecken, die Erlahrungen zu erweitern, und 
zu sehen, wie es sich draussen in der weiteren Well 
leibt und lebt, wozu die Eisenbalmen und die übri- 
gen mit denselben in Communikation stehenden Ver- 
kehrsunstallen das beste Mitllel bietiet Alle diese An- 
knüpfungen mit der Fremde Jrüngten das Schüchterne 
wirklich Naive hinler eine Rouline zurück, die sich über 
Vieles hinwegselzl, was früher für unverlelzlich gehal- 
ten wurde und der sogenannte gute Ton hal bier in 
der That seine evidenten Wirkungen geübt. So nimusste 
die ganze Lebensweise im Gegenhalt zu der vormaligen 
eine andere werden, die bei mehr Ansprüchen auch 
mehr Bedürfnisse erzeugle und dieselben sich billiger- 
weise von denen befriedigen lässt, welche sie in's Land 
gebracht. Man würde indess gross irren, wenn man 
  
  
daraus lolgern wollle, der Aulenthalt in der fränkischen 
Schweiz sei ein sehr kostspieliger, denn man darf durch- 
gehends mil den Bechnungen immer noch sehr zufrie- 
den sein. 
Von den Abslammungen der vorzeillichen Bewoh- 
ner, Franken und Slaven (Wenden) findel man in der 
heuligen Race keine Spur mehr, die Vermischungen der 
beiden Volksslämme, nachdem die sich hartnäckig wei- 
gernden Slaren das Christenthum endlich doch anneh- 
men mussten, macht diess unmöglich und die Nalur 
war auch hier die beste Ausgleicherin. In einzelnen 
Denkmalen, in der Behandlung des Bodens beim Feld- 
bau, in Sillen und Gebräuchen, in einigen Ortsnamen. 
in mehreren Ausdrücken der Sprache, ja selbst in der 
Tracht hal man slavrische Spuren gelunden und es lässt 
sich diesen Forschungen wohl nicht mil Grund wider-- 
sprechen. 
Auch der Unterschied zwischen den Franken und 
Slaven, der die ersteren als Freie und Besilzende, die 
zZweilen als Dienende und Arbeilende in der Vorzeit er- 
scheinen lüsst und auch den Adel in einen unumschränkt 
gebielenden, nur den Kaisern hörenden und in einen 
diesem untergeordneten theilt, ist nun verschwunden. 
Der Adel pochle zwar vor nicht gar langer Zeil auf 
seine Vorrechte und hatlte auch thalsächlich grosse 
Macht, allein dieselbe ist durch das weiland deutsche 
Parlament, dessen Auslöschen wie eine Nachllampe be- 
kannt ist, nicht unerheblich geschmälert worden und 
das Feudalwesen ist gleichsam nur noch ein Schatlen. 
Die Fiikaltion und die Ablösung befreien die Besitzthü- 
mer von allen Lasten, die früher sehr drückend waren 
und kann man auch diesen Möglichkeilen der Belreiung 
  
 
	        
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