Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

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der Schrecken der Nürnberger Kaufleute, dessen Haupt- 
und Stammschloss Cailingen bei Rothenburg an der 
Tauber war, Sauckendorf,. Obereisseld, in dessen 
Nähe Felsen und Ruinen die Welle um giganlische Ce- 
stallungen gewinnen zu wollen scheinen, Hohenmirs- 
berg, wo die unter der Bezeichnung „Plalle“ bekannie 
Stelle eine der weitesten und reizendsten Fernsichten 
nach den verschiedenen llimmelsstrichen bielel, die 
Wonnebürg, die ihrem Namen alle Ehre macht. 
Trockau an der Putllach mit einem im Bauernkriege 
zerslörten Schlossc, dem Stammsilze der Grosse, in 
dessen Kapelle die Familiengruh und ein schönes Grab- 
mal des Karl Sigmund Freiherrn von Gross zu Trockau 
zu sehen, versüume man nicht, einer näheren Beach- 
lung zu würcigen. 
Mit Wüsltenslein und Crcifenslein be- 
schliessen wir die merkwürdigsten Höhenpunkte 
der fränkischen Schweiz. Das Schioss des ersteren 
liegt zwischen waldbegräünzten Hügeln auf einer schö- 
nen Felsenpartic mit seinen Thürmen und Trümmern. 
aus denen auch ein neueres Gebünde blickt, zu seinen 
Füssen an dem Abhange der gleichnamige Ort. Die Aus- 
sichl vom Schlosse ist sehr interessant und gestattel 
der Liebe für das Romantische einen grossen Spielraum, 
der Benennung Wüslenstein nichl den geringsten An- 
lass für die Begriffslassung hiefür gewährend. Das 
Vorhandensein von Wüstenstein reicht in sehr frühe 
Perioden zurück, schon 1327 waren Ort und Schloss 
im Besitz der Aufsesse, von denen bald mehr die Bede sein 
soll. Im Jahr 1487 stillele ein Aufsess dic Schlosskaplanei, 
wie die ritlerlichen Herren der mittelalterlichen Burgen in- 
  
nerhalb dieser stark befestigten und bewohnten Räume 
zwischen dem Rossctummeln und den Uebungen der 
Wallen und Lust und Liebeswonne gerne auch Kapellen 
bauten, in denen die Burgplaffen zum Weg nach der 
cwigen Seligkeit vorbereitet1#en. Der Bauernkrieg lobte 
1525 auch in Wüstenslein, und es gab viel zu thun. 
jene Zerstörungen, so gut es gieng, wieder in Stand zu 
selzen. Die Aufsesse verkauften es 1630 an Branden- 
burg, von wo es 1680 an die Herren von Brandenstein 
kam, deren letzter Sprosse es an die Krone Preussen 
verkaufte im Jahr 1796. was für Wüstenstein ein Glück 
war, denn der französische Oberbesehlshaber, der in 
diesem Jahre auch einen Theil der fränkischen Schweiz 
beselzte, musste die Neutrallläl der preussischen Be- 
sitzungen respekltiren. Der Tauschtraktat, zu Anlang unseres 
Jahrhunderts zwischen Preussen und Bayern geschiossen, 
rüumie letzterem die Herrschalt auch über Wüstenstein ein. 
Hier mag der Ort sein, wo des oben erwähnten Geschlechts 
der Aufsess (Hufsaze, Ulsaze) Erwähnung geschieht, 
das nüchst den Streitbergen das kampflustigsle") in 
dem Ländchen war und eine Unzahl Fehden und Sträusse 
theils unter den eigenen Familiengliedern, theils mit An- 
dern aufzuweisen hat. Im Jahr 1114 standen sie in der 
Reihe der Dynasten und ihre Güter mögen wohl sehr 
anschnlich gewesen sein. Die Pfauenfeder in ihrem 
Wappen sollen sie desshalb führen, weil ein Aufsess 
*) Der Name erinnert schon an die Eigenschaften dieser Rit- 
ler, aufsitzen, zu Pferde sein, was lasst das im Ritter- 
hume wohl anders zu denken übrig als in den Kampf 
2iehen Hiisurisch ist diesc Ableitung indess nicht zu 
nehmen. 
  
 
	        
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