waren sie in christlichen Staalen verachtet und von
allen bürgerlichen Einrüumungen ausgeschlossen. Da-
durch auf Schacher und Wucher verwiesen, stilleten sie
häufig allerdings viel Unheil und wurden die Urheber
ihres eigenen beklagenswerthen Looses. Schärtfc des
Verslandes und praktischer Blick sind Grundzüge ihres
Wesens, das von Beharrlichkeil ganz durchdrungen ist.
Feig war der Judc nur, weil er nicht gleichberechtüigt
mit andern Menschen war. Auch treulos und hinter-
listig, betrügerisch und lieblos hatte man ihn dadurch
gemacht. Wie das Acussere der Juden vernachlässigt
und unreinlich war, s0 scin verdumpfter Glaube an sei-
nen ewig grollenden und strafenden Jehova. Unsere
Gegenwart hat das Schicksal der Juden bereits vicllach
gemildert, das Princip der Iumanilät ist ihnen enigegen-
gekommen, ihre theilweisc schon vorhandene Emanzipa-
lion wird vollends durchgesckal werden und ihre glück-
liche Stunde dann schlagen. Dann werden sie ihrem Golt
dunken und er wird ihnen als ein liebender Allvaler
erscheinen und sic werden es wahr und wahrhanig
wissen und fühlen, was das bedeulungsvolle Gebot will:
„Ich bin der Herr, Dein Goll, und Du sollsl keine an-
deren Göller neben mir haben.“ Die Judenvertreibun-
tzen durch die Christen, ein Schandlfleck in der Ce-
schichte, kamen auch in der frünkischen Schweiz vor,
das leizte Mal von 1561 — 1582. Im Jahre 1585 sie-
delten sie sich an verschicdenen Orien wieder an und ma-
Chen nun einen zienlich grossen Theil der Berölkcrung
uus. In allen Ländern konnten sie die regierenden
Häupter gul zu Geldgeschühen gebrauchen, so dass
Rothschild zu der bekannten Anomination Ursache war:
„lrüher hatlen alle Juden einen König, jelelt hallen
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sich die Könige dafür an einen Juden. Auch in der frän-
kischen Schweiz war diess der Fall, die Kammerknechie,
wie sie die Kaiser mit dem Prädikat kaiserlich nannten,
wurden auch dort sehr in Anspruch genommen und
das nicht blos von den Kaisern, sondern auch von den
Rillern. Als Kaiser Ludwig der Bayer seinem treuesten
Anhänger, Ratbgeber und Freund Conrad Schlüsselberg
zu Liebe Weischenseld zu einem Marktilecken erhob,
wurden dem Reichsherren zugleich grosse Rechte über
die dort wohnenden kaiserlichen Kammerknechte einge-
rüumt; diess geschah im Jahr 1315 am 8. Dezember.
Nach diesem rein religiös bistorischen Abschnitt
behandeln wir den obrigkeitlichen, wie er sich dem
Volke gegenüber dargestellt. In jedem Volke wohm der
Trieb, eine Aristokratie anzuerkennen, bei welcher Herr-
schall das Volk stels am besten daran ist, sobald das
griechische Wort &gecrog in seiner schönsten Bedeulung
erscheint. Die ällesten deutschen Volksstämme halten
ihre Fürsten, Könige, Herzoge, Markgrafen, unter denen
sie Kriege führten, Länder eroberten, theillen und Grän-
zen zogen. So kommen in der fränkischen Schweiz
Hermunduren, Thüringer, Franken, Sachsen, dann slavi-
sche Stämme: Serben und Wenden voer, die unter ihren
Welllichen Ilerren Leid trugen und Freude genossen.
zu Schutz und Trultz standen und ihre Zukunk vorbe-
reileien. Die Standes- und HRongunterschiede sind so
alt. als die Völker; Edle, Freie und Knechte theillen
sich in ihre Ceschäfle, deren schwerstes immer das
der Knechle war, aber sie liessen sich's gelallen und
thalcn's. Sollte das Land Nahrung geben, so mussle
#es bebant werden, war es bebaut, 80 musste man
es Sschülzen, so entsltand der Nähr- und Wehr-