Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

  
waren namentlich der schönen Hulda. ungemein zuge- 
lthan, die bald den Beinamen „Engel des Thales“ be- 
kam, obgleich sie von der Bedeutung des Namens nichts 
Versland, weil sie das Christenthum noch nicht ange- 
nbommen halle, 80 wenig wie Vater und Multer. Ihr 
Gott war gut und mächtig, ganz Liebe und Erhaltung, 
das war ihr genug, und diesem Golle zu gelallen, lebte 
sie fromm und gehorsam und wandite sich von jegli- 
chem Bösen und Hässlichen sorgsam ab. So Jaren 
Jahre vergangen, Ruodo war ganz heimisch geworden 
in der Gegend, seine starken Heldenthalen trugen sei- 
nen Ruhm nach allen Ecken und Enden, und da er 
auch einen scharfen Versland halle. so war auch sein 
Rath gar oll willkommene Hülse, und, wo nur Bülle 
noth that, war er doppelt fink. Das machte ihn denn 
immer geachleter, die Wohnung, die er sich gebaut 
und eingerichtel, sah stolz von ihrer Höhe herab, und 
inwendig sah es recht schmuck und freundlich aus und 
in Halda's kleineren Gemächern herrschte sogar eine 
Prachl, die man nicht wohl geanhnt hätte, sobald man 
sich dem trolzigen Riesenbau näherte. Eines Abends 
kam Rucdo mit reicher Jagdbeute heim, Hulda war 
ihm enigegengesprungen und erzählie mit freudigem 
Eiler, wie ein junger Ritler eingekehrt sei, angethan 
mil purem Goldgefunkel, schön wie kein Jüngling in 
der ganzen Runde der Gegend. Rucdo hörte erstaunt 
die geschäflige Erzählerin; in seiner Behausung war 
aber wirklich ein schöner Riltersmann zugesprochen 
mit dem einzigen Begehr, Ruodo kennen zu lernen, von 
dessen Stärke und Thaten Kunde bis in sein Vaterland 
Böhmen gedrungen sei, wo sein Valer, Gral Jaromir, 
zu den Reichsten und Mächtigsten unter den Vasallen 
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des Königs gehöre. Der Riese war schlau und fasste. 
den Rilter scharf in's Auge. „Wenn ihr weiler nichts 
begehrt, edler Gral,“ sagte Rucdo, „So könnt Ihr volle 
Gelegenheit erhallen, die Kralt kennen zu lernen, wel- 
he mir die Nalur in ihrer unermesslichen Güle ver- 
lichen hat. Die Horden der Ungarn auf ihren raschen 
Pferden, mit denen die Reiter eins zu sein schienen, 
werden sicherlich auch unsere Gegend überziehen. Sind 
es Eure Freunde, so mögt Ihr klagen, sind's Eure 
Feinde, mögt Ihr Freude haben, wie ich in ihren Reihen 
weitern will.“ „Nie lauschen Slaven und Hunnen freund-- 
liche Worte aus freundlichen Herzen,“ verselzte der 
Grafensohn. Der Riese ehrte das Gastrecht vor Allem 
auch in dem Ritter, der bald eine innige Herzensnei- 
gung für Hulda in sich keimen und Blüthen treiben 
fühlte. Ob diese Neigung erwiedert wurde, konnte er 
sich nicht gestehen, denn Hulda gab keine Veranlas- 
sung dazu, aber Rucdo kannte die Schwäche des Wil- 
lens in der Brust eines Mädchens, wenn es darauf an. 
kam, sich der Liebe eines jungen schönen Mannes zu 
widerselzen, der noch dazu so viele andere Vorzüge 
im Geleile der Bewerbung hatle, wie der Sohn des 
böhmischen Gralen. Wie in einem Spiegel hatte der 
Riese in des Ritters Auge Alles klar gesehen, was in 
dessen Innerem vorging. Als sie desshalb eines Tages 
jagen gingen und auf cinem Felsen anhiellen, der eine 
weile schöne Rundsicht zuliess und den schicklichsten 
Ort zu einem Imbiss bot, fasste Rucdo des Ritllers Hand 
und sugie ihm rund und offen heraus, was er von sei- 
nem Seelenzustand aus Seinen Augen wusste. „Ihr, der 
reiche, edle Grasensohn und Hulda, das arme Kind 
eines Mannes, der von dunkler Abstammung, es geht 
  
 
	        
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