Full text: Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen.

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erhielt dagegen ein „vergell’'s Colt;“ der schönen Kuni- 
gunde gab der Mönch ein Bild, worauf die heilige Mag- 
dalena als Büsserin zu schen war. Damals dachie sie 
noch nicht daran, dass in dem klecinen Bildchen die 
rossc Geschichte ihres eigenen Lebens und Leidens 
sichen sollte. Der Schwester Sohn des Plarrherrn war 
ein bildschöner Jüngling, aber ein leichter lockerer Jä- 
gersmann. Und der kam zum Ohme auf Besuch und 
die schöne Base slach ihm gleich in die Augen. Aber 
er wollle es schon well machen, denn das mussle mil 
närrischen Dingen zugehen, wenn ihm eine Dirne wi- 
derstehen konnte, und die war obendrein seine Base, 
da drüngle sich das Blul schon rascher enigegen. Rich- 
lig, 8o wars. Der Veller war nicht drei Tage im 
Hause, so hatle er auch schon seine Küsse weg. Hälle 
es nur der PDlarrherr geschen, so hälle er Kunigunde 
doch warnen können, das ging jedoch Alles ganz heim- 
lich von stallen. Das und noch mehr. Ist ein Mädchen 
auch noch so sauber im llerzen, ist es auch noch so 
stark, schwache Stunden hat es dech auch und das 
Wusste der Veller nur zu gut und nützte es auch. 
Der Veller ging, die schöne Kunigunde blieb, aber 
in ihr und ausser ihr halle sich's gewallig veränderl. 
Ihre Herzensireudigkeil war dahin, ihre Tage füllle eine 
schlimme Nachdenklichkeil, durch ihre Nächle 2ogen 
wirre Trüume, daus Leben, das sie so unendlich lieb 
gehabt, war ihr vergällt und der warme helle Sonnen- 
schein drang nur durch Thrünen in ihre Augen. Und 
all diess unsügliche Leid, all diese Billerkeit des Daseins 
um einer flüchlig süssen Stunde willen. Der Plarrherr 
ahnte das Geschehene, aber er mied mil Widerstreben 
die Bestimmtheit des Gedankens daran. Kein Won des 
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Vorwurfs kam über seine Lippen, aber auch die frühe- 
#ren Worte välerlicher Liebe fand er nicht wieder. Welch 
ein entselzlicher Zusland der Cegenwarl, welch ein 
Grauen vor der Zukunft, zerrissen alle holden Erinne- 
rungen einer so Schönen reinen Vergangenheil. Das 
Bild der heiligen Magdalena war vollendet in der schö- 
nen Kunigunde, aber nur in der Sünde und in den 
Oualen der Reue und Busse, denn an eine Vergebung 
glaubte sie nicht, je weiler sie die Angst dem Abgrund 
der Verzweiflung zuführte. Da flüchtele sie eines Abends 
hinaus in das Dunkel des Herbstes. Die Bläller waren 
gesallen, der Wind wirbelte sie über die Fluren hin, 
der Regen schlug dem weinenden Weibe in's Cesicht, 
die Thränen konnite sie noch das einzige Gut nennen, 
das sie besass. Wohin sie wollle, sie wussle es nicht, 
aber es war ihr, als müsste sie vor sich selber fliehen. 
Der Pfarrherr halle ihr nachgeschickt, die Magd traf 
sie auf den Knieen vor dem steinernen Gnadenbilde 
der Maria. Willenlos folgle sie in’'s Pfarrhaus zurück 
und warl sich schluchzend vor dem Pflegevaler nieder, 
der aber keine Silbe des Trostes sprach. Milten in 
diese Scene hinein Kkam wieder der Mönch, der ihr das 
Bild geschenkt. Der Plarrherr reichte ihm die Hand; 
Kunigunde wankte zur Thüre hinaus und fiel bewussl- 
los in der Ilausllur nieder. 
„Keince Sünde ist so gross, dass sie nicht gesühm 
werden könnte und der Herr ist gnädig und barmher- 
zig.“ sprach der Kapuziner, und der Pfarrherr senkte 
welmüthig sein greises Haupt. „Ich weiss es wohl, 
durch Härte wird ein Fehl nicht besser, das weiss ich 
und ich will ihr auch vergeben.“ Mit diesen Wor- 
len reichte der Pfarrer dem Mönch die Hand, der sie 
  
 
	        
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