Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Anlage des Buches, wie sie die höher gesteckten Ziele der mo— 
dernen Volksforschung bedingen. 
Der Volkskunde aber soll das vorliegende Buch in gleicher 
Weise dienen. Diese verlangt ein möglichst lückenloses und sorg— 
fältig gesichtetes Material. Solange die sächsische Forschung sich 
nicht auf ein solches stützen Kann, muß sie sich mit Anregungen 
und der Ausbildung der Methode begnügen, wie das z. B. 
Prof. Aogk in berechtigter Selbstbeschränkung in seinem Auf- 
satze: Aberglaube und Volksmythen (bei Wuttke, Sächsische Volks- 
kunde, Kapitel III, 11) getan hat. Gerade dieser Aufsatz aber er- 
wecht den Wunsch, eine erschöpfende Darstellung des heimischen 
Volksglaubens auf breiter Grundlage zu erhalten. So ward die 
Sammlung der sächsischen Sagen eine Notwendigkeit. 
Das Buch dient einer jungen Wissenschaft, die zwar bei 
den Volksforschern und -freunden ihr Recht aufs Dasein un- 
bestreitbar erwiesen hat, der aber große Massen noch verständnis- 
los gegenüberstehen. Daher halte ich es für angebracht, auch 
hier Kurz auf die hohe nationale, soziale und wissenschaftliche 
Bedeutung der Volkskunde hinzuweisen. 
Heute pocht die Volksseele, die den stetig entwickelten, ur- 
eignen Ideengehalt einer nationalen Gesamtheit ausdrückt, mit 
Alacht an die Pforten einer neuen Zeit, deren kraftspendende 
Quellen ihr vorerst noch nicht ausreichend fließen. Da erwächst 
unserer Wissenschaft vom Volke die vornehme Aufgabe, das Ver- 
ständnis für die Grundlagen des Volkslebens zu wechen, um 
einen Bruch in der Entwicklung des Volkstums zu verhüten 
und die neu auftretenden Begriffe in dem Jungbrunnen unserer 
nationalen Eigenart zu läutern und zu stärken. Die Vorstel- 
lungen, die unsere Gegenwart bewegen, kommen aus den Kreisen 
allgemeiner Bildung; indem Angehörige dieser Stände zu ihrer 
eigenen Stärkung und Erquickung ins Volk hinabsteigen, von 
dem sie sonst eine beklagenswerte Scheidewand trennt, lernen sie 
die Volksgenossen wieder verstehen, lieben und achten. So hat 
die Volkskunde auch eine sozial versöhnende Kraft. Und auch 
eine hohe wissenschaftliche Bedeutung wohnt ihr inne. Geschichte,
	        
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