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befahl, daß das neue Gebäck, dem er, seinem Erfinder zu Ehren,
den Aamen „Bauerhase“ beilegte, in Zukunft stets seine Tafel
während der Fastenzeit ziere.“
1154. Wie die Babuschen nach Groitzsch gekommen sind.
Gräße, Bd. 1, Ar. 461; poetisch behandelt von Ziehnert, S. 78 ff.
Bei Leipzig liegt das kleine Städtchen Groitzsch, dessen Haupt-
nahrungszweig in dem Anfertigen von sogenannten Babuschen“ und
Pantoffeln von Korduanleder besteht. Die Kunst, diese ursprünglich
türkische Fußbekleidung zu verarbeiten, soll von einem Schuhmacher-
gesellen aus Groitzsch, namens Aleyer, um das Jahr 1617 in seine
Vaterstadt gebracht worden sein, und erzählt man, derselbe sei auf
seiner Wanderung in der Fremde in die Hände eines Algierschen
Korsaren geraten und von diesem nach Konstantinopel verkauft
worden; dort sei er als Gärtnerknecht in die Gärten des großherr-
lichen Serails gekommen und habe daselbst mit einer Türkin Be-
kanntschaft gemacht, dieselbe entführt und mit in sein Vaterland
genommen. Da er nun aber beine Schätze mitgebracht hatte, so
kam er auf den Gedanken, solche Pantoffeln zu verfertigen, wie er
in der Türkei sowohl von Alännern als von Frauen hatte tragen
sehen, und da er überdem im Auslande auch die Bereitung des
Korduanleders gelernt hatte, so gelang ihm diese Spetkulation so
gut, daß er nicht bloß selbst dadurch reich ward, sondern daß auch
seine Vaterstadt von da an fast ganz Europa mit dergleichen Schuh-
werk versah.
* Eine andere Erklärung des Namens ist, daß, weil sonst die Bauern
den Hasenbraten nur dem Namen nach khannten, da sie selbst nicht jagen
durften, sie an Festtagen ein Gebäch in Form desselben machten, das sie
scherzweise Bauerhase nannten. Nach dem Dresd. Anzeiger vom 6. April
stammen die Freiberger Bauerhasen aber von dem sogenannten Osterhasen.
*. Das Wort Bäbüsch stammt ursprünglich aus dem Persischen
und ist dann ins Arabische, Türkische, Französische, Deutsche und Neu-
griechische übergegangen. Ursprünglich waren diese Pantoffeln nur von
Maroquinleder, ihre Form ist aber im Orient selbst verschieden (s. Dozy
Dict. des noms des vétemens chez les Arabes. Amst. 1845, S. 59 ff.).
“" Nach einer andern Version der Sage wäre jene Begebenheit unter
Wiprecht von Groitzsch gefallen; es hätte die Türkin Babuse geheißen, es