— 947 —
1158. Der freie Brot- und Mehlhandel von Lockwitz nach
Dresden.
Schumann, Staatslexikon, 1818, Bd. V, S. 789.
Schon gegen 300 (#etzt also bald 400) Jahre hat Lochwitz 26
und das dazugehörige Nickern 4 sogenannte Freizeichen oder das
Becht des freien Mehl-= und Brothandels nach Dresden. Als näm-
lich im Anfang des 16. Jahrhunderts die Pest in Dresden wütete
und deshalb die Tore gesperrt waren, schaffte man von hier aus
dennoch Brot in die Stadt und warf es, der Sage nach, sogar
über die Tore hinein, denn alle Verbindung mit den Däörfern war
streng verboten. Daher rühren jene Privilegien, von denen sich
urkundliche Spuren schon in den Jahren 1522 und 1527 finden.
Im Dreißigjährigen Kriege gingen die Lochwitzer Weiber hinter den
Mehl= und Brotwagen her und verteidigten sie mit Steinen, die
sie schürzenweise bei sich trugen, so lange gegen Streifpartien, bis
sie Hilfe von Bauern oder befreundeten Soldaten erhielten.“
1159. Dietz Grünrad, der tapfere Tuchmacher zu Großenhain.
Gräße, Rd. 1, Nr. 83; Ziehnert, S. 503; vgl. Chladenius,
Bd. II, S. 53.
Im Jahre 1292 ist der Markgraf Hans von Brandenburg
mit großer Kriegsmacht ins Meißner Land gefallen und hat auch
Großenhain berannt, welches damals Markgraf Dietzmann gehörte.
Da er aber auf gewöhnlichem Wege nichts ausrichten konnte, hat
er eine Schar von dreißig Freiwilligen ausgewählt, die des Nachts
auf Strickleitern die Mauer erklettert haben. Denen ist der Stadt-
wachtmeister Kaspar von Maltitz mit der Wache entgegengekommen,
und so sind sie alle getötet worden. Sobald es aber Tag geworden,
da ist ein Ausfall von Reisigen und Bürgern aus der Stadt ge-
macht worden, bei welchem sich besonders die Tuchmachergilde aus-
zeichnete, indem ihr Altgesell, Dietz Grünrad, das feindliche Haupt-
* Vgl. weiteres über den Handel in „Uber Berg und Tal“, 25. Jahrg.,
S. 74 ff.
60“