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1184. Die Ringenhainer Brettmühle.
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde. Sammlung Piltk.
Das zu der Ringenhainer Brettmühle gehörige, südwestlich
von derselben gelegene Areal ist klein und sehr spitz zulaufend.
Dies hat darin seinen Grund, sagt das Volk, daß bei der ersten
Verrainung die Mrüllerin gerufen hatte:
„Aur immer spitz zul
Ich hab' bloß eine Kuh!“
1185. Das Königsholz bei Zittau.
Gräße, Rd. II, Nr. 837; Lyser, Abendl. 1001 Nacht, Meißen 1834. 12.
Bd. IV, S. 64 ff.
Als die Stadt Zittau noch dem Königreich Böhmen angehörte,
regierte ein milder, weiser König daselbst; dieser hinterließ ein un-
mündiges Prinzlein, dem ein falscher Oheim die Krone nicht gönnte.
Er sprengte aus, der junge Prinz sei auf der Jagd im Walde ver-
unglückt, und setzte sich dreist die Krone aufs Haupt. Heimlich
aber hatte er Mrder gedungen, welche dem Prinzen an das Leben
gehen sollten; sie aber hatten Mitleid mit ihm und ließen ihn frei.
Er entfloh und bettelte sich nach Zittau, wo sich ein wohlhabender
Schuhmacher des armen Knaben, der zu ihm betteln Kkam, annahm.
Er war zweifelhaft, ob er ihn wirklich für einen Prinzen halten
sollte, und schwieg deshalb weislich; aber er liebte den Knaben
väterlich, lehrte ihm sein Handwerk und ließ ihn auch sonst in mehr
Wissenschaften unterrichten, als ein Schuhmacher braucht. So ver-
gingen einige Jahre, die Böhmen wurden von ihrem unrechtmäßigen
Könige gedrückht und waren seiner Herrschaft müde. Jetzt fand es
der verbannte Prinz an der Zeit, sich dem Volke zu zeigen. Es
verbreitete sich die Kunde, Prinz Wenzeslaus, wie der verbannte
Prinz von Rechts wegen hieß, lebe noch und sei ein mutiger,
tapferer Prinz geworden. Biel Volks strömte hinzu, und als sie
ihn sahen und an der Ahnlichkeit mit seinem verstorbenen Bater
erkannten, riefen sie ihn zum Könige aus. Der Platz, wo dies ge-