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1209. Konrad von Einsiedel auf Gnandstein.
Gräße, Bd. I, Ar. 320; Fabricius, Origines Sax., Lips. 1606, S. 701;
Theobald, Hussitenkrieg, S. 237.
Unter den Edlen Sachsens, die im Jahre 1426 mit Kurfürst
Friedrich dem Streitbaren gen Außig den Hussiten entgegenzogen,
befand sich auch Ritter Konrad von Einsiedel auf Gnandstein. Am
15. Juni geschah denn jene blutige Schlacht, in welcher die Blüte
des sächsischen Adels ein ruhmloses Grab fand. Zu den wenigen,
die ihr Leben nicht verloren, gehörte Konrad von Einsiedel. Er
floh mit einer Anzahl seiner Kampfesgenossen auf das Schloß
Schrechenstein. Doch da die treulose Besatzung des Schrechensteins
den Hussiten heimlich die Tore der Feste öffnete, mußte schon am
zweiten Tage Konrad dieselbe dem Georg Dieckzinski übergeben.
Letzterer aber schenkte dem gefangenen Konrad von Einsiedel Leben
und Freiheit und ließ ihn ungehindert in sein Vaterland zurüchk-
Rkehren.
Um dem Hoöchsten für die Rettung aus der Gewalt der Feinde
zu danken, beschloß Konrad, zum Heiligen Grabe in Jerusalem zu
pilgern, um hier das Ofer seines Dankes darzubringen. Er hatte
jedoch das Ziel seiner Reise noch nicht erreicht, als er in neue Ge-
fangenschaft geriet. Jetzt wurde er ein Gefangener der Sarazenen,
die ihn als Sklaven verkauften. Fast dreißig Jahre hatte er
die Sklavenketten getragen, als er im Jahre 1455 bei der Be-
lagerung von Belgrad in dem türkischen Heere zum Schanzen ver-
wendet wurde. Als nun hier das türkische Heer durch Johann
Hunyades eine gewaltige Aiederlage erlitt, fiel Konrad wiederum
als Gefangener in die Hände der Ungarn. Diese schenkten ihm als
einem Christen die Freiheit.
Hoffnungsvoll kehrte er zur Heimat und zur Gattin zurüch,
hoch schlug sein Herz, da er Gnandsteins Warte sah. Aber als er
an dem Tore seiner Burg Einlaß begehrte, ward er schnöde abge-
wiesen. Aiemand, selbst die Gemahlin, wollte den längst Tot-
geglaubten wiedererkennen, und in die Besitzungen des Verschollenen
hatten sich die Verwandten bereits geteilt. Der von allen verstoßene
Konrad flüchtete sich zu seinem alten Jugendfreund Hans v. Gablenz
zu Windischleuba. Dieser erkannte ihn wieder, und da ihm Kon-
rad gewisse geheime Merkmale, die er sowohl als seine Gemahlin