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war jung und bartlos; der wollte seinen Vater rächen, verkleidete
sich als ein Müädchen und kam an den Hof, wo er unter die
Dienerinnen des Königshofes aufgenommen wurde. Eines Abends,
als er wußte, daß die Hofleute hoch bankettierten und voll süßen
Weines waren, verleitete er die junge Königstochter, in den Garten
spazieren zu gehen. Von dort aus führte er sie immer weiter ins
Feld hinein, in der Absicht sie zu entführen, und verbarg sich mit
ihr in ein Weizenfeld. Bald aber merkte es das Hofgesinde und
sagtte es dem König an, daß die Prinzessin abhanden gekommen;
und der König schichte alle fort, um sein Töchterlein zu suchen.
Da war einer, namens Heinrich, des Erasmus Steindorf, eines
tapferen Kriegers, Sohn, der hatte das Glück, sie in dem Gersten-
felde aufzufinden und den Räuber festzuhalten.
Dafür erhob der unglaublich erfreute König ihn in den Adel-
stand, wandelte seinen Mamen aus Steindorf in Gerstdorf und setzte
ihm auf sein Wappen als Helmzier eine Pagenmütze und zwei
Büschel Gerstenähren statt eines Federbusches, darum, daß er aus
dem Gerstenfelde die Prinzessin in die Arme des besorgten Vaters
zurückgeführt und von großem Unheil errettet hatte.
1212. Die Herren von Hartitzsch.
Köhler a. a. O., Ar. 478; Kirchengalerie von Sachsen, Bd. II, S. 240.
Das Rittergut Dorschemnitz bei Sayda soll durch Heirat an die
von Hartitzsche Familie gekommen sein. Ein Vorfahr dieser Familie,
erzählt man, sei Fischer an der Donau gewesen, habe einen deut-
schen Kaiser auf der Flucht mit der größten Lebensgefahr über die
hochangeschwollene Donau gesetzt, da es kein anderer Fischer ge-
wagt habe, und sei nachher von dem Kaiser dafür, daß er ihn
gerettet, in den Adelstand erhoben worden. Darauf könnten wohl
die zwei Fische in dem Hartitzschen Wappen hindeuten.
Die Familie hat sich sonst von Harticz, nach dem Rittergute
bei Jonsdorf in Böhmen an der sächsischen Grenze, geschrieben, ist
sehr früh aus Böhmen nach Sachsen gekommen, wahrscheinlich wegen
der reichen Silberbergwerke bei Freiberg, und hat wichtige Stellen im
NRate zu Freiberg bekleidet.