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Deutschen und Wenden eine Heerschar der letzteren in drei Zügen
an einem breiten Flusse angekommen war und keine Furt finden
konnte, so stürzten sich drei Brüder, die Seidlitze genannt, gute
Schwimmer, ins Wasser und untersuchten dasselbe so lange, bis sie
eine Stelle zum Abersetzen fanden, und darum wurden sie zu
Rittern geschlagen und erhielten die Fische in ihr Wappen.
1224. Ursprung des Namens der Freiherrn von Ungnad.
Gräße, Bd. J, Ar. 247; Peccenstein, Teil J, S. 323.
Das uralte Geschlecht der Freiherren von Ungnad, so in
Österreich heimisch, ist auch in Sachsen im Amte Weida auf dem
Gute Berenßdorf (seit 1583) ansässig gewesen. Diese haben ursprüng-
lich die Herren von Weissenwolf geheißen und einen Wolf in ihrem
Wappen geführt. Daß sie aber ihren Namen verändert, ist also
zugegangen. Es hat im Jahre 1186 in Kärnten ein böser Raub-
ritter, Turpin von Schachenstein benamt, auf einem hohen Berg-
schloß, der Schachenstein geheißen, gehaust und allerlei Mutwillen
und Frevel an Priestern und anderen Leuten verübt, auch alles
böse Gesindel bei sich gehegt und gepflegt. Darum hat der da-
malige Landesherr von Kärnten, Herzog Ulrich, Herrn Friedrich
von Ehrenfels und Herrn Heinrich von Weissenwolf mit vielem
Kriegsvolk hingeschicht, um der Sache ein Ende zu machen, und
haben diese Jahr und Tag vor der Feste gelegen; endlich aber hat
der Räuber sich nicht getrauet, ihnen länger Widerstand zu leisten,
hat sich durch einen unterirdischen Gang davongemacht und nie-
manden als seine Frau zurückgelassen. Diese als eine verschlagene
Frau hat mit dem von Weissenwolf allerlei Unterhandlungen ge-
führt, ob sie ihn nicht von ihrem Schlosse abbringen oder sie doch
wenigstens bei demselben gelassen werden könne; sie hat aber nichts
erlangt, als daß sie mit ihrem Gesinde das Schloß frei verlassen
durfte. Darum hat sie heftige Klagen geführt und vielfältig über
des von Weissenwolf Unbarmherzigkeit mit den Worten geschrien:
„O Ungnade über alle Ungnade!“ Diese Rede ist auch an des Fürsten
Hof gekommen, und derselbe hat wegen dieser Heldentat, mit der
jener das ganze Land beruhigt, dem von Weissenwolf den Namen
Ungnade beigelegt.