II. Sagen über einzelne Hersonen.
Siehe auch: Zweiter Teil, A und B.
1226. Der dankbare Schuldner.
Gräße, Bd. J, Nr. 217; Curiosa Sax., 1736, S. 72 (nach D. Mauritii Brandts
Chronica, S. 575).
Im Jahre 1267 ist Graf Rudolf von Habsburg aus Schlesien
nach Pirna im Lande Mleißen mit einigen Dienern gekommen,
und weil ihm unterwegs sein Geld alle geworden, er solches auch
von Hause aus nicht so schnell hat bekommen Bönnen, hat er
abends den regierenden Bürgermeister Paul Strauske zu sich zur
Mahlzeit laden lassen und ihn dabei angesprochen, ob er ihm nicht
bei dem Rate zu Pirna 200 Schochk Geldes zuwege bringen
könne, weil er solches auf seiner Reise jetzt höchst benötigt sei; er
wolle ihnen solches nicht allein mit Interessen getreulich wieder er-
legen, sondern auch solche Freundschaft also mit Danbbarkeit ver-
gelten, daß es die Nachkommen genießen sollten. Der Bürgermeister
entschuldigte sich zwar hierauf des Rats wegen mit Vorwendung
vieler Ausgaben bei der damaligen Zeit, da auch die Ratskammer
sehr erschöpft sei; doch versprach er, solches Ansinnen dem Bate vor-
zutragen und dabei so viel zu tun, als ihm möglich. Das geschah
auch, und der Rat zahlte ihm des andern Tages 200 Schoch guter
Münze alsbald aus. Ob nun zwar wohl der Graf sich verschrieben,
innerhalb Jahresfrist solches Geld dem Rate wieder auszuzahlen,
konnte er es doch auf die bestimmte Zeit nicht bewerkstelligen, weil
seine Erwählung zum Kaiser (1273) nebst anderen Kriegshändeln
dazwischentam. Er kam darauf 1273 selbst persönlich von Eger
nach Pirna, ließ den ganzen Rat vor sich fordern und traktierte
denselben aufs freundlichste, erinnerte sich dabei an seine Schuld und