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ließß ihm 300 Schock Geldes dafür aufzählen, welches aber der Rat
nicht annehmen wollte, weil es samt den Zinsen nicht so viel be—
trüge, wollte es ihm auch als ihrem gnädigen Kaiser schenken; der
Kaiser aber wollte nicht und nötigte sie, bis sie endlich 200 Schock
von ihm annahmen. Dafür bedankte er sich aufs freundschaftlichste,
daß sie ihm dazumal in der Not so willig beigesprungen und ihm
als einem Fremden die 200 Schock anvertraut, begnadigte auch die
ganze Stadt mit besonderen Freiheiten und verordnete unter anderen,
daß, so oft eine Pirnaische Jungfrau heiraten würde, ihr aus seiner
kaiserlichen Kammer 30 Schoch Geldes zum Heiratsgut ausgezahlt
werden solle. So soll er gleichfalls auch der studierenden Jugend
in Pirna verschiedene Stipendia verordnet haben. Es gedenket
auch der obengedachte Autor, daß Rurz nachher, als der gefährliche
Krieg zwischen dem Kaiser und dem König Ottokar zu Ende ge-
gangen und der Kaiser ganz Böhmen, Osterreich, Lausitz und Meißen
an sich gebracht hatte, er mit Ernst befohlen hatte, daß die Stadt
Pirna allein von allen Kontributionen frei blieb. Als er aber zur
Kaiserkrönung sich nach Speyer aufmachte, hat er unterwegs zu
Graf Friedrich von Hohenstaufen gesagt: „Nun wollen wir uns gegen
die liebe Stadt Pirna recht danbbarlich verhalten, wegen ihrer red-
lichen Treue und Aufrichtigkeit, so sie gegen uns erzeiget, und soll
sie erfahren, daß, wie sie in meiner Not mein Vater gewesen, ich
auch ihr Vater und Helfer sein will.“ (Vgl. Nr. 1227.)
1227. Rudolf von Habsburg in Baruth.“
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. II, S. 43.
Baruth gehört schon seit Jahrhunderten den Herren von Gers-
dorf, deren Stammvater Ai#kolaus von Gersdorf 1025 den Ort
gründete und nach seinen Kindern Babo und Ruth benannte. Im
Kirchenbuche von Baruth steht folgende Sage: Im Jahre 1260
hielt sich Graf Rudolf von Habsburg auf seiner Reise von Breslau
nach Elsaß zwei Tage zu Baruth auf bei Heinrich von Gersdorf.
Da aber der Graf von Habsburg ein gar armer Herr und da-
Dieselbe Sage wird auch von einem Görlitzer Bürger erzählt bei
Haupt, Rd. II, S. 86.