Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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zu besiegen, er eine von den drei Jungfrauen als seine Braut mit 
sich führen wolle, zum Lohn seiner Tapferkeit. Die Menge schwieg, 
eingeschüchtert von dieser Rede, aber im Herzen empört über die 
frevelhaften Worte. Da sprengte ein junger, ritterlicher Held in den 
Kampfplatz und meldete sich zum Kämpfer für die Ehre der drei 
Fräulein. Funkensprühend kreuzten sich die Lanzen der beiden 
Ritter, zweimal ohne Erfolg, beim dritten Male stürzte Kuno tot 
von seinem Streitroß. 
Laut jubelte die Menge, und das Eis, das um die Herzen der 
drei Fräulein lag, war geschmolzen: sie entflammten vereint in Liebe 
für den schönen, tapfern Ritter, der aber nur eine liebte, Brunhilda, 
die jüngste von den dreien. Und er ward sich's bewußt, daß, wenn 
er die eine erwähle, er das Herz der andern brechen würde, und er 
kämpfte mit aller Kraft seiner edlen Seele den schwersten Kampf, 
den Tugendkampf der Entsagung. 
Ohne Säumen nahm er Abschied von den dreien und weihte 
sich zum Ritter für das Heilige Grab des Heilands. Die Fräulein 
aber winkten ihm von der Zinne des Schlosses mit ihren Tüchern 
Lebewohl nach und schwuren im Angesicht Gottes und bei der 
Dornenkrone des Heilands, sich zu Himmelsbräuten zu weihen und 
nie wieder einen Mann zu lieben. Sie wollten sich voneinander 
trennen und gesondert wohnen, und wenn eine von ihnen stürbe, 
solle ein Tüchlein von ihren Kapellen ins Tal herniederwehen, den 
andern zum Zeichen der Trauer. Der aber, die einem Manne 
Gehör schenke, solle dieses Zeichen nicht werden, ihre Kapelle solle 
die rächende Gottheit in Schutt und Trümmer werfen. 
Anna baute die Kapelle am Grüneberg bei Eger, Maria das 
Kirchlein in Kulm und Brunhilda die Kapelle auf dem Kapellen— 
berg bei Schönberg. 
Schon sah man im Laufe eines halben Jahrhunderts zweimal 
das Tüchlein wehen, vom St. Annenstift und von dem Kulmer 
Berge: Anna und Maria waren gestorben, nur Brunhilda waltete 
noch als greise Nonne in ihrem Kirchlein. Da schwandkte einst, es 
war im Herbste, ein greiser Pilger die Höhe des Berges herauf, 
dessen Mantel und Gürtel von einem Sarazenenpfeil zusammen— 
gehalten wurden, auf den Schultern aber trug er ein rotes Kreuz. 
Er machte an der klaren Quelle vor dem Kirchlein das Zeichen der 
Weihe und kniete dann nieder, um zu beten. Da trat Brunhilda
	        
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