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hervor, und als sie den Pilger gewahr wurde, erkannte sie im
Augenblick die Züge ihres tapfern Helden. Ihren Eid vergessend,
sank sie in seine Arme und stürzte betäubt mit ihm zu Boden.
Da erhob sich ein brausender Sturm, und das Glöcklein be-
gann so schrill zu ertönen, und durch die Luft vernahm man geister—
hafte Worte von der Erfüllung ihres Schwurs und der rächenden
Gottheit. Am andern Morgen fand man weder Nonne noch Pilger,
sondern nur Pfeil und Kreuz des letztern, die man noch heute im
Brunnenstein sehen kann. Das Kirchlein ist längst zerfallen, nur
das geweihte Brünnlein davor quillt noch bis zu dieser Stunde.
1240. Die goldene Tafel.
Klingner, Bad Elster und Umgebung, Elster 1898, S. 167 ff.
Im Sachsenlande stand vorzeiten ein schönes Schloß, das
wegen seiner Herrlichkeiten weit und breit berühmt war. Das kost-
barste Gut war eine goldene Tafel, um welche der reiche Burgherr
seine Gäste oft zu versammeln pflegte. Diese reichen Schätze er-
regten den -eid der benachbarten Ritter. Einige derselben faßten
den Entschluß, die goldene Tafel zu entwenden. Die Ausführung
dieses Planes war schwer. Das Schloß war mit hohen Mauern
umgeben und wurde bei Tage und bei Nacht sorgfältig bewacht.
ANach wiederholten mißlungenen Versuchen gelang es den Räubern,
einen der Wärter durch große Versprechungen für ihre Sache zu
gewinnen. Es war eine stürmische Gewitternacht. Die Bäuber
schlichen an eines der hinteren Burgtore und fanden Einlaß durch
den ungetreuen Hüter. Hierauf drangen sie in das Schloß, er-
schlugen einige Knechte und bemächtigten sich ihres kostbaren Raubes.
Aun eilten sie aus der Burg, setzten sich auf ihre bereit gehaltenen
Rosse und ergriffen die Flucht. Am frühen Morgen wurde der
Raub entdechkt. Der Graf bewaffnete seine Getreuen, um die
Räuber zu verfolgen. Dieselben hatten sich nach den böhmischen
Wäldern gewendet; dort wollten sie ihren Schatz in Sicherheit
bringen. In der dritten Nacht erreichten die Ritter die Grenze.
Um Mitternacht ritten sie durch den Ort Roßbach und gewahrten
am unteren Teile desselben ein Wirtshaus. Sie pochten an die