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Der grüne Rasenteppich in der Nähe des Schnechkensteines
wurde als Tummelplatz erwählt. Vom Tanze ermüdet, setzten sich
eine große Anzahl Aixen auf den Felsen. Soeben kehrte Königin
Mulda zurück. Heftig schalt sie ihre kleinen Untertanen über die
Unvorsichtigkeit, ihren Stollen verlassen zu haben.
Jetzt schien dem in der Nähe weilenden Unholde der passende
Augenblick gekommen zu sein, der Aixen Verderben herbeizuführen.
Ein furchtbar Getöse entstand; die Erde erdröhnte; Blitze zuckten;
Donner rollten: der Felsen tat sich auf und verschlang die ahnungs-
losen Aixen, worin sie von nun an als weingelbe Topase glänzen
sollten. Die Feen aber, die noch tanzten, waren vor Schreck samt
ihrer Königin Mulda in das neben dem Felsen befindliche Wasser-
loch, „das schwarze Loch“, gestürzt, in dem sie der Geist fortan ver-
zaubert hielt. — Die Rache war beendigt; der Dämon befriedigt.
Wie ist nun aber die Kunde von diesem Vorgange unter
die Menschen gekommen? Ein zwölfjähriger Knabe, mit Namen
Theodor Fremdling, aus dem Hammerwerke Morgenröte, erbat sich
von seiner Mutter Urlaub und ein Stück Brot, um mit seinem
Freund Fritz aus dem benachbarten Gottesberg nach dem Schnecken-
stein zu wandern und Topase zu suchen, die er dem Vater zum
Geburtstage schenken wollte. Freund Fritz war jedoch in die Schwarz-
beeren gegangen. So schritt der Bursche allein dem Schnechen-
stein zu.
Allein Fortung war heute dem Knaben nicht hold gesinnt,
denn all sein Suchen war vergebens. Verstimmt über sein Mliß=
geschich, trat er den Heimweg an und achtete wenig des Weges,
als er plötzlich über einen Stein stolperte. Argerlich darüber, zer-
schlug er denselben Kräftiglich mit seinem Hammer. Was zeigte sich
aber da seinen Blichken? Ein prächtiger, großer Topas, im Stein
verborgen, lag zerschmettert vor seinen Füßen.
Voll von Verdruß und Mlüdigkeit legte er sich unter eine
schattige Fichte, um auszuruhen. Der Schlaf übermannte ihn, aus
dem er unsanft durch den Stich einer Wespe gestört wurde. Bei
heftiger Verfolgung derselben achtete der Knabe des Weges nicht
und stürzte kopfüber in das Wasserloch. Weiche Frauenhände zogen
ihn in die Tiefe. Sie brachten ihn in den herrlichen A#xenpalast
und stellten ihn vor den goldenen Thron der holden Königin Mulda.
Liebreich empfing sie ihn und sprach: „Lieber Kleiner, ertrage ge-