Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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der Teufel sein. Da erschien der Teufel und forderte den Grafen 
zum Würfelspiel auf. Dem kam diese Aufforderung gerade recht; 
denn das Würfelspiel liebte und trieb er leidenschaftlich. Mancher 
Wurf ward gemacht, doch der Graf verlor fortwährend und hatte 
schon all seine Knechte und Mägde und zuletzt sich selbst verspielt. 
Da gelüstete es den Teufel nach Isa, der einzigen Tochter des 
Grafen. Dieser liebte aber seine Tochter über alles und hätte für sie 
sein Leben jederzeit geopfert; denn sie war in seinem rohen und 
wüsten Leben der einzige Stern, zu dem er mit aufrichtiger Ehr- 
furcht emporblichte. Ihre Schönheit und sittliche Reinheit hatte 
schon manchen Mittersmann bezaubert, doch nur dem edlen Kuno 
von Stein hatte sie ihre Liebe mit jungfräulicher Schüchternheit er- 
widert. Der Graf wollte seine geliebte Tochter Isa nicht auf den 
Wurf setzen. Doch der Teufel bot ihm die Freiheit für sich und 
seine Knechte und Mägde und noch so viel Geld, als er mit seinem 
gewaltigen Streitrosse wiege, wenn er gewönne. Der Graf zögerte 
trotz der Versprechung und wollte den verhängnisvollen Wurf nicht 
tun. Der Teufel drängte, denn in kurzer Zeit war die Mitter- 
nachtsstunde vorüber und seine Macht zu Ende. Da tat der Graf 
einen gewaltigen Zug aus seinem Humpen, ergriff die beiden Würfel 
und warf — jubelnd sprang er auf — er hatte 12 geworfen. 
Unter Hohngelächter forderte er den Teufel auf, mehr zu werfen. 
„Soll geschehen!“ sprach dieser, schüttelte die Würfel und mit einem 
gewaltigen Donnerschlage rollten diese auf den eichenen Tisch und 
zeigten — 13. Da riß der Graf in furchtbarem Zorn sein Schwert 
heraus und wollte den betrügerischen Teufel erwürgen. Doch dieser 
hauchte seinen schwefeligen Odem aus — und kraftlos sank der 
Graf auf seinen Stuhl zurück. „Wehe, wehe! Miemals sollst du 
meinen Engel, meine Isa, haben!“ murmelte der zerknirschte Graf 
und sah mit ängstlich stierem Blick auf seinen schrechlichen Spiel- 
gesellen. Da schien der Teufel Erbarmen zu fühlen und machte 
dem Grafen den Vorschlag, er solle seine Isa entweder seinem Tod- 
feinde Riedhart von Eisenbrück zum Weibe, oder dem Kloster 
Grünhain als Nonne übergeben. Der Graf war aufs tiefste em- 
pört und wollte nichts von dem Vorschlage wissen; denn der 
fürchterliche Riedhdart war ihm ebenso verhaßt, wie seiner lieben 
Isa das Lebendigbegrabensein hinter Klostermauern. Der Teufel 
drängte zur Entscheidung, da die Alitternachtsstunde zu Ende ging,
	        
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