Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 1044 — 
Diese Begebenheit wurde sogleich dem damaligen Bergmeister, 
Valentin Feige, gemeldet, welcher den Geschwornen Thomas Langer 
rufen und die obengenannten Greise an Bergamtsstelle bescheiden 
ließ. Diese Mlänner sagten nun aus, daß sie sich wohl noch er- 
innerten, wie einst in der Zeit ihrer Jugend, vor sechzig Jahren, 
ein junger Bergmann, namens Oswald Barthel, in der Gegend, wo 
der Leichnam jetzt gefunden worden, so verfallen sei, daß ihn nie- 
mand retten können. Und als man nun den Leichnam brachte, 
erkannten sie ihn als den Verschütteten. Dieses Wiederfinden ge- 
schah am 20. September 1568, so daß der Verschüttete 60 Jahre 
9 Wochen und 3 Tage in der Erde gelegen hatte, als man ihn 
wiederfand, worauf er am 26. desselbigen Monats mit einem feier- 
lichen Leichenbegängnis wieder zur Erde bestattet wurde, welche ihn 
schon so lange umschlossen gehabt hatte. Es war ein Begängnis, 
wie Ehrenfriedersdorf noch keins gesehen hatte. Der Leichenzug 
bestand aus Tausenden, die herbeigekommen waren, um dem so 
wunderbar Wiedergefundenen das letzte Geleite zu geben. Als die 
Leiche eingesenkt werden sollte, eilte auch seine treugebliebene Braut 
herbei und sprach den Wunsch aus, ihm bald folgen zu können; 
und nach wenigen Tagen ward ihre Hoffnung auch erfüllt. In 
der Gedächtnispredigt, welche der damalige Ortspfarrer, M. Georg 
Reute — als Oswald verschüttet ward, herrschte hier noch das 
Papsttum, jetzt aber hatte dasselbe längst der Reformation weichen 
müssen — hielt, sagte derselbe am Eingange, es sei eine wunder- 
bare Mär, daß er, der Pfarrer, der schon im 31. Jahre stehe, 
heute einer Leiche die Gedächtnispredigt halte, welche schon dreißig 
Jahre vor seiner Geburt gestorben sei. Aoch heute heißt aber die 
Hauptzusammenkunft der Bergknappschaft zu Ehrenfriedersdorf am 
Montag nach Ostern zum Andenken an obige Begebenheit „Die 
lange Schicht“. 
1251. Die „Frühmesse“ im Zschopautale. 
MAiitgeteilt von H. Lommatzsch, Zwickau. 
Am rechten Ufer der IZschopau, in unmittelbarer nähe des 
Dorfes Sachsenburg, liegt der Treppenhauer, ein Berg, auf welchem 
in alten Zeiten eine Burg gestanden haben soll. Von ihr zeugen
	        
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