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gefunden wurde. Der Gaul aber wurde von niemandem mehr
gesehen, und man sagt, es sei ein böser Höllengeist gewesen, der
in dieser Gestalt den Grafen geholt habe, welcher auch verdammt
sei, bisweilen als Hund den Menschen zu erscheinen. Ein vor nun
schon beinah hundert Jahren bekanntes Bänkelsängerlied gedenkt
seiner in folgendem:
Der schwarze Hund, den man hier schaut,
War böhm'scher Graf mit Haar und Haut,
Des Schicksals List macht ihn zum Hund,
Wau, waul bellt er bis diese Stund'.
82. Der Geist auf dem „gefährlichen Raine“.
Gasopis Ml. S. 1894, S. 81 ff.
Der Rain von Luga nach Weidlitz heißt „gefährlicher Rain“,
weil sich da ein gewisser Janke das Leben genommen hat. Janke
war einst Gastwirt in Luga, überall als ein sehr starter Mann
bekannt. Sedoch war er ein liederlicher Alensch und ein Tauge-
nichts. Sein Vermögen vertat er und mußte in den Dienst ziehen.
Von seiner Stärke erzählt man viel. Hier sei nur jener Begeben-
heit gedacht, welche die Ursache seiner Untat war. Einmal ist er
mit seinem Hausherrn, bei welchem er in Luga diente, eine Wette
eingegangen, daß er zwei Säche Weizen auf dem Bücken bis in
die Weidlitzer Mlühle trüge. „Hundert Taler setze ich, daß du dies
nicht fertig kriegst; denn dort über den Berg mit zwei Säcken
Weizen hannst du nicht hinweg", sagte der Herr. „Es gilt“", ant-
wortete Janke. Am andern Tage schritt Janke mit zwei Säcken
Weizen auf den Berg. Aber er begann seine Arbeit nicht nach
alter guter Sitte mit den Worten: „In Gottes Namen.“ Er sagte
wohl diese Worte, fügte ihnen aber hinzu: „Der Teufel weiß, wie's
gehen wird.“ Deshalb geriet ihm die Arbeit nicht; beinahe schon
auf dem Berge verließ ihn der Atem und er fiel. So verspielte
er die hundert Taler. Der Herr erließ ihm ja die Hälfte, doch
war auch ein halbes hundert Taler ihm zuviel. Deshalb sah er
immer, daß er sich das Leben nehmen könnte. Und so erhängte er
sich einst an einer Eiche bei genanntem Raine. Von der Zeit an
hat es an dieser Stelle die Leute und das Bieh gescheucht. Ein-