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124. Die weiße Frau zu Aeustädtel.
Gräße, Bd. J, Ar. 539; Lehmann, Schauplatz, S. 943.
In Aeustädtel bei Schneeberg erzählt man auch von einer
gespenstigen weißen Frau, welche eine Sechswöchnerin gewesen,
aber endlich verbannt worden sein soll. Auf ihrem Grabe ist in—
des immer eine kleine Grube, eine Bachschüssel groß, geblieben, man
mochte dieselbe zufüllen wie man wollte.
125. Der schwarze Mann des Jüdensteins.
Köhler a. a. O., Nr. 88.
Zwiscchhen Bärenwalde und Giegengrün erhebt sich ein Granit-
fels, der Jüden= oder Giegenstein genannt. Es sollen einst in der
Umgebung desselben Soldaten einen Lagerplatz gehabt und die um-
wohnenden Bewohner hart ausgeplündert haben. Dabei hat einer
von den Soldaten einem armen Mla#nne, welcher nichts geben konnte,
das Hüttlein angezündet. Da verwünschte ihn der Arme und zur
Strafe muß nun die Seele des Soldaten in der Gestalt eines
schwarzen Manes an dem Jüdensteine, wo auch reiche Schätze
vergraben sein sollen, ruhelos umherwandeln. Viele Leute wollen
diesen schwarzen Mann schon gesehen haben.
Ein Alann aus Bärenwalde sagte einmal, er fürchte sich nicht,
denn es gebe RBeinen schwarzen Mann; er sei schon oft des Nachts
an dem Steine vorbeigegangen, ohne etwas gesehen zu haben. Da
geschah es, daß er einst wieder an dem Jüdensteine vorbeifuhr.
Plötzlich setzte sich ein schwarzer M##nn zu ihm auf den Wagen,
der immer schwerer und schwerer wurde; zuletzt konnten die Pferde
den Wagen nicht mehr weiter ziehen. Der Bärenwalder glaubte,
der Mann wolle ihn nur erschrechen, deshalb drehte er sich um
und gab ihm eine Ohrfeige. Aber ebenso schnell bekam er eine
solche von unsichtbarer Hand wieder. Er mußte den Wagen stehen
lassen, ging nach Hause und starb nach neun Tagen.
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