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Waldes eingescharrt. Die Umwohner aber erzählen sich, um Mitter—
nacht gehe sein Geist ruhelos dort umher und grüße den zufällig
dorthin verirrten und bei seinem Anblick ängstlich davonfliehenden
Wanderer, und sein Herumirren müsse so lange dauern, bis ihm je—
mand danke. Seinen Bruder hat die Strafe Gottes schon vorher
ereilt, denn noch ehe das Gericht sein Urteil gesprochen, war er vom
Pferde gestürzt und hatte den Hals gebrochen.
" 147. Der Geist mit dem Aainstein.
Aberglaube im Erzgebirge vor 50 Jahren. Ein interessanter Hutzenstuben-
Abend. Elobenstein bei Rittersgrün, 1891.
In finsterer Nacht trieb sich früher auf einem Acher in einer
obererzgebirgischen Dorfflur (Gegend von Mittersgrün) ein Geist
umher und stöhnte: „Wu sell ing hie thu?"“ Es war der Geist
eines Bauern, der bei Lebzeiten auf jenem Acher einen Mainstein
mit betrügerischer Hand versetzt hatte und diesen nun zur Strafe
so lange auf der Schulter umherschleppen sollte, bis jemand das
Erlösungswort zu ihm spräche. Einmal hat ein Betrunkener, der
um die Sache wußte, dem jämmerlich Klagenden zugerufen: „Thu'n
in Dreiteifels-ôAMamen hin, wu du wachgenumme host.“" Ob der
Geist seit der Zeit Ruhe gefunden, wird nicht berichtet.
148. Der „Oschitz“ bei Globenftein.
Ebenda.
Bei Globenstein in dem Hohlwege, der zum Oschitzfelsen führt,
sitzt ein Geist in einem hohlen Stocke und klaubt Erbsen aus einem
Haufen Hirsekörner heraus. Dorthin hat ihn aber vorzeiten ein
Jesuit gebannt, der ihn mit einem Gertel bedroht und vermahnt
hat, nicht eher aus dem Stocke zu kriechen, als bis er den Hirse
und die Erbsen fein säuberlich voneinander geschieden habe. Gar
viele Leute haben den „Oschitz“ schon „hollern“ hören. Wenn er
nämlich mit seiner Arbeit bald fertig ist, dann kollern die Erbsen