Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Crottendorf und ein gutes Stück auf der Straße nach Scheiben— 
berg weiter gekommen, so begleitet ihn eine gespenstische Laterne 
eine gute Strecke. 
In Aeudorf berichtet die Sage von einem zweiten Kameraden 
des Katzenhans, dem Bachreiter, der zuweilen des ANachts den 
Sehmabach auf= und abwärts durchreitet und durch sein Erscheinen 
Unglück verkündet, wenigstens macht er darauf aufmerksam, daß 
in der Nähe des Ortes, wo die Hufeisen seines Rosses Funken 
schlagen, bald ein Feuer entstehen werde. 
156. Das Kirchenspektrum in Crottendorf. 
Poeschel, Aber Chr. Lehmanns Kriegschronik usw., Grimma 1889, S. 38 
nach Chr. Lehmanns Collectanea autographa. 
Anno 1584 am Weihnachtsfest wartet der Kirchenjung zu 
Crottendorf des Nachts beim Schulmeister auf, damit er helfe in die 
Christmetten läuten. Im Schlaf erschrickt er und erwacht, meinet 
er habe das Läuten verschlafen, geht und schleußt die Kirche auf. 
Da siehet er die ganze Kirche licht und einen unbekannten Priester 
im Meßgewand vor dem Altar stehen und allda sein Wesen haben, 
gleich als hielte er Messe. Der Knabe erschricht, läuft zurüche und 
sagts aus. Da die rechte Zeit kommet und der Schulmeister mit- 
gehet, finden sie die Kirche verschlossen und nichts weiter. Denn 
was der Knabe gesehen hatte, war in Mitternacht gewesen. Des- 
wegen viel Jahr die Miette abgeschafft. 
Anno 1639 begrub daselbst in der Pest und beim Kriegs- 
weseen Georg Donat, ein 60jähriger frommer Mann, die Leichen 
bei der Nacht mehr aus Andacht denn ums Geld. Einst, da er im 
besten in seiner Arbeit ist, kommet ein Spektrum mit großem Ge- 
räusch aus der Kirchen vom Chor in der Gestalt eines Priesters 
mit gar altväterischem Habit in Roche und Barett, drüber der gute 
Mann erschrickt, alles stehn und liegen läßt, entlauft und das Be- 
graben aufkündiget. So oft auch bei Mannesgedenken ein Priester 
sterben sollen, hat's ein Zeichen auf der Kirchen gegeben, quasi fiele 
alles in Haufen, oder hat die Uhr verrucht, daß es 40-, 50 mal 
geschlagen, oder hat das Glöcklein geläutet, wie zu den Zeiten 
Herrn Steltzneri und Herrn Albini geschehen.
	        
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