Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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zur Hand zu sein, um das Kruzifix aus seinem Verstecke heraus 
zu nehmen. Kaum war aber der Pfarrer wieder weggegangen, so 
versuchte der Böse das dem Geize an sich schon zugewendete Herz 
des Sakristans, er beschloß auf der Stelle den Versuch zu machen, 
das Kruzifig zu entdechen, den Raub auf die Seite zu schaffen und 
dann den Flechk möglichst gut wieder auszubessern, damit man von 
dem geschehenen Diebstahl nichts gewahren möge. Nach kurzem 
Suchen fand er auch das Lichtlein und als er an der Stelle, die 
hohl klang, einschlug, blinkte ihm auch das Silber entgegen, allein 
er hatte bei dem Schlage das eherne Bildnis des Heilands mit 
zerschlagen. Da fuhr auf einmal ein Donnerschlag vom Himmel 
herab und die Kirchenglocken fingen von selbst an Sturm zu läuten. 
Der Pfarrer fuhr aus dem Schlummer empor, er eilte herab und 
fand schon eine Menge Volk um die Kirche versammelt, weil man 
glaubte, dieselbe stehe in Flammen. Als die Türen geöffnet wurden, 
fand man zwar dieselbe ganz hell, aber nirgends sah man Feuer, 
wohl aber lag der Tempelräuber zerschmettert neben dem herab- 
gestürzten Kruzifix am Boden, doch war sein Kopf vom Rumpf wie 
abgehauen, und als man nach demselben suchte, fand man ihn an 
derselben Stelle in der Mauer, wo das Kruzifig eingemauert ge- 
wesen war. Der tiefbetrübte Pfarrer ließ nun das zerschlagene 
Bild des Heilands aus seinen Trümmern zusammensuchen und den 
Körper des Verbrechers aus der Kirche fortschaffen und befahl, den 
Kopf desselben nach Morgen zu in der Mauer zum ewigen Ge- 
dächtnis einzumauern. Als aber der Tag anbrach, da sah man das 
bleiche Gesicht des Sakristans von selbst zum Stein geworden aus 
der Mauer heraussehen, und dort steht es noch, denn es läßt sich 
weder übertünchen noch vermauern, ja man erzählt, daß es oft 
Tränen vergieße und allemal, wenn dem Städtchen Gefahren drohen, 
in gelbem Lichte leuchte. 
162. Der Kaspar auf dem Greifenftein. 
Gräße, 8d. I, Nr. 582; Spieß, Aberglauben usw., des sächsischen Obererz= 
gebirges. Programmarbeit, 1862, S. 39. 
Auf dem Greifensteine bei Geyer läßt sich der Kaspar sehen. 
Er erscheint in weißen Hosen, rotem Frächel, großen Kanonen- 
stiefeln und Bonaparthut. Als eines schönen Tages, nachmittags
	        
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