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Schafen, welchen ein Feldteufel zweimal von den Schafen weggeführt;
das erste Mal am 4. Oktober stille durch die Luft und ihn nach
Kitzwald ins dürre Fichtengras geworfen und liegen lassen. Das
andere Mal sahe das Gespenst seinem Vater ähnlich, der kurz zuvor
gestorben war, bald mit, bald ohne Kopf; das trug ihn über drei
Erbe weg in die Höhe und warf ihn in einen Morast, worüber
denn der arme Knabe allezeit krank ward, daß er die Schafe
darum nicht weiter hüten wollte.
169. Das Arnsfeldische Gespenst.
Chr. Lehmann, Collectanea, S. 260.
Anno 1621 gehet der Schulmeister Joh. Lindner in Arnsfeld
in die Kirche und lautet den Morgen ein. Ehe er sich's aber ver-
siehet, kommt ein Spektrum hinter ihm her und gibt ihm einen
Backenstreich und spricht: „Warum stehst du mir auf meinem
Leichenstein!“
Der Moarmorleichenstein ist Joh. Friedrich Lothars, der vor
Zeiten zu Arnsfeld gewohnt und allda begraben worden ist, Anno
1599, den 30. Januar.
170. Die weiße Frau auf Scharfenstein.
Ziehnert, Sachsens Volkssagen; Prosaischer Anhang Ar. 15, danach
Gräße, Ar. 537.
Auf dem Schlosse Scharfenstein bei Wolkenstein geht seit
Jahrhunderten eine weiße Frau um. Mit dem zwölften Glocken-
schlage nachts wird sie rege, wandelt, in lange, weiße, nebeldünne
Gewänder gehüllt, durch alle Gemächer des Schlosses, bleibt bis-
weilen stehen und seufzt und ist überhaupt traurig. Oft hat man ge-
wagt, sie anzureden, aber nie hat sie Antwort gegeben, sondern ist
immer sogleich entflohen. Sie muß eine schwere Sünde begangen
haben; welche aber, das weiß die Sage ebensowenig als sie den
Namen der Nachtwandlerin zu nennen vermag.