Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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172. Die weißen Frauen zu Blumenau. 
Gräße, Bd. !, Nr. 544; Lehmann, Schauplatz, S. 948. 
Am 15. September 1695 ritt am Sonntag spät Chr. Raiser, 
Müller zu Blumenau, nach Hause, und als er hinter die Pfarr- 
wohnung zu Albertshain, wo ihn sein Weg nach Hause trug, Bham, 
gingen drei Männer in gewöhnlicher Kleidung geschwind und ohne 
zu grüßen vorüber, worüber er sich verwunderte, weil er sie für 
Blumenauer ansah. Als er ein wenig fortreitet, Kkommen ihm auf 
dem Wege vier verschleierte Weiber entgegen, welche eine Toten- 
bahre mit einem Sarge und Leichentuch tragen. Darüber erschrickt 
er, weiß fast nicht, wo er sei, bald dünkt ihn, er reite durch ein 
großes Wasser, bald als müsse er einen hohen Berg hinanreiten, 
bis ein wenig Licht wird und er erkennt, daß er auf dem rechten 
Wege sei. Als er nun zu des Richters Teich, der ganz nahe bei 
dem Gerichte ist, Kömmt, sieht er abermals fünf bis sechs Paar ver- 
schleierte Weiber daherkommen, die über den Steig, darüber er auch 
gewollt, gehen, daß er nicht weiß, was er tun soll. Er läßt aber 
dem Pferde seinen Gang, welches diesen Weg wohl gewohnt, aber 
über den Steig nicht gehen will, sondern lenkt sich mit einem ziem- 
lichen Schnauben neben demselben durch ein kleines Bächlein und 
bringt sofort seinen Reiter gesund nach Hause, wie wohl es sehr 
geschwitzt. 
173. Hammergespenster im Obererzgebirge. 
Gräße, Bd. 1, Nr. 542; Lehmann a. a. O., S. 944. 
Am 30. September des Jahres 1670 hat sich in einem Berg- 
orte zugetragen, daß ein gewisser Mann, namens C. B., seinen 
Sohn von dreizehn Jahren in Verrichtung über Feld ins nächste 
Dorf verschichte. Als er wieder zurüchgeht, begegnet ihm sein ge- 
wesener Pate, ein Hammerherr, der schon vor sechs Jahren gestorben 
war, in der Gestalt, wie er ihn im Sarge angezogen gesehen hatte. 
Der sieht ihn an und spricht: „Siehe Pate, bist du es? steht mein 
Hammer noch? ist er noch nicht weggebrannt?"“ Der Knabe erschrickt 
und schüttelt den Kopf, will auch desto mehr nach Hause, das Ge- 
spenst aber ist bald vor, bald hinter ihm und brummt etwas, was 
er nicht verstehen konnte, und veränderte sich dreimal in Kleidern. 
Da der Knabe über das Dorf herauskommt, fängt jener an: „Ach, 
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