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und erblicht eine Jungfrau, groß und stark, in einer Kleidung, wie
sie niemand mehr trug; dieselbe war beschäftigt, Laub zusammen
zu rechen. Freundlich Kommt sie auf den Hirten zu, steckt ihm
alle Taschen voll Laub und verschwindet, als er sich nach ihr um-
sieht. Voll Verwunderung und innerem Grauen treibt der Knabe
seine Herde eilig nach Hause. Hier erzählt er bei Tische von der
Erscheinung, greift in die Tasche nach dem Laube und zeigt es
vor. Welch Wunder! Die Blätter hatten sich in eitel Gold ver-
wandelt. Aoch an demselben Tage gingen seine Leute in die Gegend
der Ruine, um Laub zu rechen. Sie brachten ganze Säche davon
nach Hause, aber es war und blieb Laub. Der Hirtenknabe haufte
später das Lehngericht in Lauterbach; aber die goldspendende Jung-
frau hat er nie wieder gesehen.
176. Die Gestalt mit dem Lichte bei Pobershau.
Köhler a. a. O., Ar. 84.
Den Weg von Mittel-Pobershau nach Zöblitz über den so-
genannten „Berg“ des ANachts zu gehen, ist gewiß jedem Ein-
heimischen unangenehm, da schon mancher von einer Gestalt, die
dort mit einem Lichte herumläuft, geäfft worden ist. ·
177. Das Gespenst in einer Halde bei Pobershau.
Köhler a. a. O., Ar. 95.
In Pobershau bei Zöblitz sieht man neben der alten Schule
eine große Steinhalde. Hier soll ein Gespenst sein Wesen treiben,
denn schon oft hat man daselbst Stöhnen, Rufen und Gepolter ge-
hört, und es wird überhaupt viel darüber gemunkelt. Aach der
allgemeinen Sage soll dies Gespenst der Geist eines früheren Grund-
besitzers sein, welcher als sehr hartherzig verschrien war.