Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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unglimpfet; dieselben haben ihr Teil schon gekriegt. Und wenn sie 
dich itzo werden wieder so verunglimpfen, wenn du es sagen wirst, 
so soll es denen wieder so gehen, wie den ersten. Und du sollst 
eher droben im Zechenhause sein, wie der Geschworene, das merke 
dir zum Wahrzeichen gewiß!“ Darauf wäre der Mann verschwun— 
den und er hätte nicht gesehen wohin. Hierauf sei er aus dem 
Bette aufgestanden, hätte sich angezogen, und wie er seinen ordent— 
lichen Weg den Mühlberg hinan ins Zechenhaus gegangen, habe 
er daselbst den alten grauen Mann innen an der Tür stehend 
wieder angetroffen und gesehen, daß er vom Ofentopfe an einen 
Strich mit dem rechten Arme über die Bergleute nach dem Fenster 
zu getan, und ihn an der linken Seite berührt, daß er solches die ganze 
Woche lang sehr gefühlet und manche Träne darüber vergossen. Nach 
diesem hätte er wahrgenommen, daß die Leute alle weggewesen, bis 
auf zehn Personen, so an dem Ofen traurig gesessen. Der graue 
Mann aber hätte dazu gesagt: „Da haben sie die zwölf, die mögen 
sie auszählen.“ Darauf sei er wieder verschwunden, und habe er, 
nämlich Behr, die Leute, welche fortgewesen, mitten unterm Gebete 
wieder um sich gesehen; es sei auch gleich der Herr Geschworene 
hineingekommen und habe sich sofort am Tische an seinen Ort ge— 
setzt und mit den Burschen sein Gebet getan; weiter aber habe er 
damals weder im Zechenhause, noch in der Grube, oder sonst etwas 
mehr gemerket. Freitags hernach, den 8. September, habe sich 
ferner begeben, daß, als er zu seiner Zeit aufgestanden und ins 
Zechenhaus sich begeben, auch in die Stube hineingetreten, dieser 
alte graue Mann in voriger Gestalt und Tracht beim vorderen 
Fenster am. Tisch auf seinem Orte gesessen. Nachdem er nun näher 
gegangen, den Tisch mit der Hand ergriffen und sich setzen wollen, 
sei derselbe aufgestanden und gleich wieder vor seinen Augen weg- 
gekkommen, worauf er sich gesetzet und mit den Bergleuten gebetet. 
Am 11. September, früh 5 Uhr, erschien der graue Mann dem 
Gottfried Behr wieder vor dem Bette und sagte, er solle mit ihm 
wohin gehen, da würde eine Hochzeit sein, es wären schon drei 
Tafeln gesetzt. Nachdem aber seine Frau dazu gekommen und ihn 
gerufen, wäre der graue Mann wieder verschwunden.
	        
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