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184. Spukgeister im Herrenhause zu Großhartmannedorf.
Köhler a. a. O., Ar. 92; Aärker, Chronik von Großhartmannsdorf,
Warienberg, S. 36.
Der älteste Flügel der herrschaftlichen Gebäude in Groß-
hartmannsdorf bei Freiberg, welcher eine Anzahl finsterer Gewölbe
enthält, soll der Schauplatz mancher gespenstischen Erscheinungen
sein. Einmal soll des Nachts zur Zeit, da kein Mensch das Herren-
haus bewohnte, eine Gestalt mit Licht durch alle Zimmer gegangen
sein; einmal wieder eine lange weibliche Gestalt in alter Tracht
und mit einem großen Schlüsselbunde zum öftern im Hofraume des
Nachts umhergewandelt, und noch ein anders Mlal ein Lärmen
und Poltern wahrgenommen worden sein.
185. Die Puppe von Brand.
Köhler a. a. O., Ur. 132; E. H. Müller, Beschreibung der Bergstadt
Brand, 1858, S. 119 ff.
An die ältere Geschichte des Gasthofes zum Erbgericht in
Brand hnünpft sich folgende Sage:
In früheren Zeiten war eine wohlhabende Witwe im Besitze
dieses Erbgerichts. Dieselbe übertrug den ganzen Beichtum ihrer
Liebe auf ihre siebenjährige Tochter, und an einem Weihnachtsfeste
wollte sie derselben eine seltene Freude bereiten und schenkte ihr
eine Puppe, die mit der Tochter von fast gleicher Größe war. Als
aber das Töchterchen die Puppe erblickhte, zeigte es mehr Furcht
als Freude, und auch an dem folgenden Tage mochte das Kind
die Puppe nicht sonderlich anschauen, vielmehr wurde es krank und
starb noch in den zwölf Aächten an dem bösen Scharlachfieber. Als
einen Ersatz ihres geliebten Töchterchens nahm nun die Witwe die
Puppe zur Hand, kleidete sie an mit den Gewändern der Ver-
storbenen, ließ sie neben sich auf einem besonderen Stuhle sitzen,
setzte ihr Speisen und Getränke vor und sprach mit ihr, wie mit
einem Kinde. Eine Magd mußte die Puppe aus= und anziehen
und regelmäßig ins Bett bringen. Ja die Frau ging allen Ernstes
mit dem Plane um, einen Hauslehrer für ihren Liebling zu berufen,
als der Tod ihrem wunderlichen Treiben ein Ende machte. Selt-