Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 147 — 
kommen sah und sich zu einem nachdrücklichen Schlage fertig machte, 
ward er durch eine plötzliche Maulschelle von dem herumwandelnden 
Mönche zu Boden geworfen. Er lag nach seinem eigenen Berichte 
eine geraume Zeit aller Sinne beraubt da und nachdem er sich ein 
wenig erholt, befand er sich nicht weit von seiner Wohnung, nebst 
seinem zaghaften Hunde, der an allen Vieren zitterte, worauf er 
selbst mit großer Mühe seinem Bette zukroch und allen Trieb zu 
derartigen beherzten Unternehmungen verloren hatte. Am folgenden 
Tage aber nahm er wahr, daß ihm der Backen bis über die Kehle 
hinunterhing, ohne daß man jedoch im Gesicht irgend welche Ver- 
letzung spürte. Wiewohl er etliche Tage diesen Zufall zu ver- 
bergen suchte, um sich nicht eine gerichtliche Strafe zuzuziehen, hat 
er doch später seiner Obrigkeit selbst Anzeige davon gemacht. 
196. Der alte gespenstige Mann in der Goldschmieds- 
werkstatt. 
Gräße, Bd. I, Ar. 445; nach Monatliche Unterredungen S. 701. 
Im 18. Jahrhundert wohnte ein Goldschmied in Leipzig in 
einem sehr alten Hause. Derselbe bemerkte nun mehrmals in der 
Stube, wo er mit seinen Gesellen arbeitete, nach gemachtem Feier- 
abend ein helles Licht, wie es denn diese Kunst damals erforderte, 
daß sie eine Glaskugel mit Scheidewasser und andern Sachen an- 
gefüllt, vor sich zu haben pflegten. Weil er nun wohl 38 daß 
keiner seiner Leute in der Stube war, faßte er sich einmal ein Herz 
und schaute durch das Schlüsselloch hinein, wo er denn eines alten 
Mannes mit einem grauen Barte ansichtig wurde, der mit einem 
Lichte emsig in dem Handwerkszeuge herumsuchte. Er hatte aber 
keine Lust, ihn bei dieser Beschäftigung zu stören, sondern kehrte 
voll Entsetzen zu seinen Leuten zurück. 
197. Ein Geist zeigt einen Schatz an. 
Gräße, 8d. 1, Nr. 423; nach Prätorius, A6eue Weltbeschreibung, Bd. II, 
S. 132. 
Es hat einmal die Großmutter einer Leipziger Wehemutter 
Geld unter dem Feuerherde vergraben. Ihre Mlüutter hat nun aber 
10“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.