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wieder, und machte dieselben Angriffe auf seine Unschuld, verschwand
aber als sie bei ihm wieder nicht ankam. Infolge davon gab
der Student seine Wohnung auf.
202. Verschiedene Gespenster zu Leipzig.
Gräße, Bd. I, Ar. 419.
In der Klostergasse neben der früheren Post soll sich dann und
wann eine Nonne zeigen, welche bis an das sogenannte Barfuß-
pförtchen geht und dort verschwindet. Ferner erzählt man von
einem Münche, der an gewissen Tagen des Jahres um Mitternacht
in die Aeukirche geht. Ebenso hat von der Nonnen= bis zur Bar-
fußmühle sich zu Zeiten eine weiße Gestalt gezeigt, welche in der
Volkssprache „Federsuse“ genannt ward. Zur Zeit des Leipziger
Aufstandes von 1830 erschien eine weiße Frau auf dem neuen
Kirchhofe an dem sogenannten Geisterpförtchen, und im Schröter-
gäßchen, welches ohngefähr nur vier Ellen breit war und vom
Postplatz zum Windmühlengäßchen führte, soll sich vor Jahren
ebenfalls eine weiße Gestalt gezeigt haben, und dem Nachtwächter
auf die Schultern gesprungen sein, welcher endlich daran gewöhnt
mit seiner anscheinend leichten Last auf dem BRüchen seinen Dienst
bis Mitternacht, wo sie verschwand, versah.
203. Das Ritterloch bei Leipzig.
Gräße, Bd. 1, Nr. 431; novell. beh. von Backhaus, Die Sagen der Stadt
Leipzig. Leipzig 1844. S. 37 ff.
Da wo sich die von Schleußig kommende Elster in zwei Arme
teilt, von denen der eine nach Lindenau, der andere nach Alt-Leipzig
zu strömt, befindet sich eine Stelle, welche von den Fischern das
Ritterloch genannt wird. Es sollen nämlich zu Ende des 15. Jahr-
hunderts einmal zwei junge Edelleute, welche zu Leipzig studierten
und ursprünglich durch das Band eifrigster Freundschaft ver-
bunden waren, sich einer schönen Leipzigerin wegen, welche beide
liebten, veruneinigt haben. Sie beschlossen also um den Besitz der-
selben zu Kämpfen und trafen in dem daher angeblich so genannten
Streitholze zwischen dem Schleußiger und dem Lindenauer Damme