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die Keller zurück. Da jedoch dieser Spuk die nächtliche Ruhe der
Lebenden störte, so ließ man die Kellertüre verengen, und der Gast
blieb seitdem weg.
222. Der Spielmann am Niederpoyritzer Damm.
Gräße, Bd. J, Ar. 165; poetisch behandelt von Trautvetter bei Günther,
großes poetisches Sagenbuch der Deutschen, S. 55.
In der Nähe des Dorfes Aiederpoyritz bei Pillnitz ist einmal
ein Reitersmann erschlagen worden, und weil derselbe ohne Beichte
und Absolution dahin gefahren, hat sein Geist keine Ruhe finden
können und zur Mitternachtszeit die Vorübergehenden erschreckt.
Da ist einmal zu dieser Stunde ein Prager Fiedler dorthin ge—
kommen, ein kecker Bursche, der den Teufel selbst nicht fürchtete,
der hat sich an dem dort befindlichen Erlenbusche niedergesetzt, seine
Fiedel zur Hand genommen, ein lustiges Stücklein gespielt und
spottweise den spukenden Reiter zum Tanze geladen; allein da hat
sich ein solch unheimliches Geräusch in der Luft und in den Gipfeln
der hohen Bäume erhoben, daß dem kühnen Spötter angst und
bange ward. Er warf seine Fiedel auf den Rücken und lief, was
er laufen konnte; allein der Spukgeist war noch schneller, er hockte
ihm auf und zwang ihn mit den Sporen zu laufen, bis ihm der
Atem ausging. Am andern Morgen fand man den Spielmann
tot auf der Erde liegen; seit dieser Zeit aber sieht man dort zwei
Gespenster, den Reiter und den Fiedler, welcher letztere auf dem
dortigen Damme von zwölf Uhr nachts bis zum Morgengrauen
seine schauerlichen Stücke aufspielen muß.
223. Der gespenstige Winzer zu Loschwitz.
Gräße, Bd. I, Nr. 166.
Auf dem früheren Preißlerschen Weinberge am Dresdner Elb-
fußwege nach Loschwitz ging es in dem jetzt weggerissenen Gehäfte
auch um. Ein alter Mann in der Tracht der Winzer von 1560
(so alt war das Haus), kam oft um Mittag von der Seite wie vom
Berge herab in den Hof, öffnete die auf denselben gehende Türe
zur Winzerstube, schaute hinein und verschwand dann wieder. Einer