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überschrift (die aus Pietät in der Regel beibehalten wurden)
entpuppte sich als ein schlichter Poltergeist, mancher Zwerg
als ein gewöhnliches Gespenst, wofür übrigens die älteren Chro-
nisten oft den Ausdruck „Teufel“ gebrauchen. Aber in den
meisten Fällen ergab sich schließlich doch eine stärkere Hin-
neigung zu der einen Gattung, und wo die Zugehäörigkeit
zweifelhaft schien, wurde hier immer auf die verwandten Sagen
verwiesen.
Zu dieser Einteilung nach dem Stoffe Kkommt nun die geo-
graphische, oder vielleicht darf ich sagen ethnographische Gliederung.
Es ist ein Ausblick in die Zukunft, wenn ich den Wunsch äußere,
es möchte das germanische und slavische Sagengut gesondert vor-
gelegt werden können. Heute wäre der Versuch mindestens ver-
früht. Dazu fehlt uns noch eine allumfassende Bolkskunde aus
nur deutschen Gebieten und vor allem ein gleiches Werk der sla-
vischen Nachbarn. Aber es müßte überaus reizvoll sein, auch
an den Sagen das Aufeinanderwirken des fslavischen und
germanischen Völkergedankens auf unserem Kolonialboden zu
verfolgen.
Vorläufig müssen wir uns mit einer minder wichtigen, aber
doch ergebnisreichen Gruppierung des Materials bescheiden. —
In Sachsen treten deutlich als besondere Volksstämme hervor:
Vogtländer, Erzgebirger, Oberlausitzer und Obersachsen; letztere
zerfallen wieder in Aleißner und Osterländer (Gegend von
Leipzig). Es bedarf noch der gemeinsamen Arbeit von Dialekt-
forschung, Namenkunde und Besiedelungsgeschichte, um diese ethno-
graphischen Einheiten sicher zu umgrenzen: nach ihnen wird später
eine Umschaltung einzelner Mummern des Sagenbuchs nötig
* Daß vielfach Parallelen und Varianten einer Sage mit
aufgenommen worden sind, wird den Lesern aus den betreffenden
Orten willkommen sein, der Forscher aber wird mich darum nicht
schelten, weil er so das ganze Verbreitungsgebiet der Sage und
manche abweichende, eigenartige Züge derselben kennen lernt. Aur
wo ersichtlich stlavische Machbildung vorlag, ist auf deren Wieder-
gabe verzichtet worden.