Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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von dem Hause Ar. 31 der Schloßgasse, zweite Etage. Ebenso sagte 
man, daß in dem großen Hause am Freiberger Platze Nr. 21a, un- 
mittelbar neben dem Garten des alten Findelhauses sich in der 
ANacht eine weißgekleidete Nonne ohne Kopf sehen lasse, welche 
übrigens niemandem etwas zuleide tue. Jetzt ist sie schon lange 
nicht mehr erschienen. Auch von der dritten Etage des Hauses 
NAr. 13 der Moritzstraße erzählte sich das Volk sonst eine unheim- 
liche Geschichte. Mlan sagte nämlich, es sterbe jedes Jahr in dem- 
selben irgend jemand. Die Leute, welche des Nachts in die vierte 
Etage hinaufgingen, behaupteten, sie sähen ein sonderbar ge- 
kleidetes Frauen9zimmer durch das auf die Treppe gehende Küchen- 
oder Vorsaalfenster herausschauen. Ein Gräße bekannter Dresdner 
Bürger, der vor einer Reihe von Jahren in diesem Logis wohnte, 
erzählte hierüber folgendes: Er wohnte noch Rein Jahr daselbst, 
da verloren sie ein kleines Mädchen durch den Tod: dasselbe ward 
unter Blumen in der sogenannten guten Stube aufgebahrt und er 
und seine Frau und Schwiegereltern befanden sich gegen Abend in 
der Wohnstube, und wollten gerade zu Abend essen. Da ging die 
Mlutter, während jene sich schon zu Tische gesetzt hatten, noch einmal 
in die obengedachte mit Lichtern hellerleuchtete und neben der Wohn- 
stube befindliche Stube, erschrak aber fürchterlich und schrie laut auf, 
als sie über das Gesicht des toten Kindes sich eine altertümlich ge- 
kleidete Frauensperson mit einer großen Flügelhaube, wie solche noch 
vor einigen Jahrzehnten auf dem Lande alte Bäuerinnen zu tragen 
pflegten, büchen sah. Auf das Geschrei der Frau stürzten die in der 
Wohnstube befindlichen Personen heraus, konnten aber nichts mehr er- 
blichen. Später erfuhr Gräße beim Nacherzählen dieser Geschichte von 
einem ältern Herrn, daß sich zu Anfang des 19. Jahrhunderts in 
diesem Logis die Haushälterin eines Hofbeamten, namens Kost, die, 
wie er aus der Beschreibung des Phantoms abnahm, ganz so ge- 
kleidet zu gehen pflegte — er hatte sie oft gesehen — aus Melan- 
cholie das Leben durch Erhängen genommen hatte, und also jeden- 
falls mit der nicht zur Ruhe gekommenen Erscheinung identisch war. 
Späterhin scheint aber auch dieses Gespenst ganz verschwunden zu 
sein, denn man hat nichts wieder von ihr gehört noch gesehen und 
die Sage von dem jährlichen Sterben eines dort Wohnenden hat 
sich längst als unwahr herausgestellt.
	        
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