Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 202 — 
und als der junge Mann, dem seine Last zu schwer ward, seine 
Braut aufforderte, zuzugreifen und ihm zu helfen den Mönch wieder 
heraufzuheben, da packte dieser krampfhaft das Mädchen, dieses 
bekam das Ubergewicht und stürzte kopfüber in den Kühlstock. Vor 
Schrecken ließ nun der Bräutigam auch den Mönch untersinken, 
und als er nach einigen Augenblicken gesehen, was er angerichtet 
hatte, folgte er freiwillig den beiden Opfern in die Tiefe. Weder 
er noch eins derselben kam wieder in die Höhe, nur das Gebräu 
wallte etwas auf. Als am nächsten Morgen die Brauknechte kamen, 
um das Gebräu zu probieren, wunderten sie sich nicht wenig, daß 
der Rosenholzbecher des Müönchs obenauf schwamm, allein sie dachten 
sich nichts dabei, sondern kosteten das Bier, und dasselbe schmeckte 
ihnen herrlicher denn je. Bald verbreitete sich der Ruf von diesem 
prächtigen Gebräu in der ganzen Stadt, jedermann wollte davon. 
haben und man konnte nicht genug ausschenken. Allein wie ward 
ihnen, als sie plötzlich in der Offnung die drei Leichname schwim- 
mend erblichten. Freilich schüttete nun jeder weg, was er noch im 
Kruge hatte, und alles eilte bestürzt von dannen, allein fast alle, die 
von diesem Jungfernbiere getrunken, verfielen in eine schwere Krank- 
heit, und das nannte man des Malzmönchs Biersegen, und wer 
daran starb, von dem sagte man, er sei an des Malzmönchs Nacht- 
trunk gestorben. Von diesem Tage an aber holte kein Mensch mehr 
Bier aus dem Klosterbrauhause, die städtischen Brauereien kamen 
wieder in Aufnahme und das VBokk erzählt sich, der Malzmönch 
in seiner Kutte ziehe, begleitet von einer Schar Zwerglein und dem 
ertrunkenen Brautpaar, jeglichen Monat einmal zur Zeit des ersten 
Alondviertels um Miitternacht über die Malzböden aller Brauereien, 
koste von dem Malze mit seinem Becher und begebe sich dann zum 
Kühlstoche hinab, wo er seinen Segen spreche, und wo er dies tue, 
da gerate der Bräu, und wer ihn koste, könne nicht genug davon 
bektommen, bleibe er aber aus, was er zuweilen aus Bozheit 
tue, da verderbe das Bier, und wer es dennoch trinke, der 
spüre es viele Tage in seinem Körper.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.