Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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ANacht kam er heim, und fand die Türe seines Hauses schon ver— 
riegelt und verschlossen; er klopfte daher mit aller Macht und rufte 
und schrie, damit seine Frau ihn hören und sobald als möglich ein- 
lassen möge. Endlich aus dem Schlafe erwecht, erschien diese, prallte 
aber mit einem lauten Schrei des Entsetzens zurüchk, als sie in dem 
Ankommenden ihren Mann erkannte, den sie schon längst für tot 
gehalten hatte. Denn anstatt daß er bloß drei Tage abwesend ge- 
wesen zu sein glaubte, war er nicht weniger als ein ganzes Jahr 
entfernt gewesen, und in seiner Heimat hatte man sich überredet, er 
müsse verunglücht sein, da er von dem damaligen Weißenberger 
Markte nicht zurüchgekehrt war. Da er seinen Gedanken nach gar 
nicht lange abwesend geblieben, so war er mit der alten Ordnung der 
Dinge bald wieder vertraut, nur mit dem Unterschiede, daß er nun, 
seitdem der heilbringende Dreier vom Stromberge in seinem Beutel 
wohnte, und er diesen niemals leer werden ließ, sich selbst nicht mehr 
in jene Ordnung wieder hineinfügen wollte und, anstatt wie sonst 
fleißig zu arbeiten, jetzt nur dem Mlüßiggange und der Trunksucht 
sich ergab, weil er augenscheinlich bemerkte, daß er jenes nun nicht 
mehr nötig habe, dieses ihm aber vergnügtere Tage gewähre. Doch 
dies, wozu ihn jener heilbringende Dreier verleitete, nämlich der 
Trunk, war im Gegenteil auch wieder die Ursache, daß er sich eines 
solchen unersetzlichen Schatzes verlustig machte. Denn als er einst 
in einem starken Rausche seinen vollen Beutel hervorsuchte und seine 
Zeche bezahlen wollte, aber aus Unachtsamkeit jenen glückhbringenden 
Dreier ausgab, ward er dadurch, da er sich nun einmal an ein un- 
mäßiges Leben gewöhnt hatte, zum Bettler. 
277. Das Banngehölz bei Diehsa. 
Gräße, Bd. II, Nr. 801; Klar a. a. O., S. 61 ff. 
Zwischen Weißenberg und dem Dorfe Diehsa in der preußischen 
Oberlausitz breitet sich ein nicht unbedeutendes Gehölz aus, durch 
welches verschiedene breitere und schmälere Fußwege führen, jedoch 
vermeiden noch heute die meisten Bewohner der dasigen Gegend 
den Teil der Waldung, der nahe an der Straße gelegen ist, weil 
die Sage geht, daß an diese Stelle des Busches ein vornehmer
	        
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