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hat es nicht zugegeben, „daß solcherweise der Teufel durch Beelzebub
vertrieben und päpstlicher Aberglauben vermehrt würde“. Auch das
Gespenst selbst hat sich als gut lutherisch bewiesen und den 18. Juni
diese Worte mit Kreide auf den Tisch geschrieben: „Den Katho—
lischen traue nicht, ich bin nicht im Fegefeuer“ und darunter:
„Gottes Wort und Luthers Lehr vergehet nun und nimmermehr.“
Als der Dekanus solches vernommen, hat er zwei Kapitulares in
das Haus geschickt. Die haben drei Kreuze über die Schrift ge—
macht und dazu geschrieben: Du bist eine Hexe. Das Gespenst aber
hat den 19. daruntergeschrieben: Martin Kathmann, die katho—
lischen Hunde. Als die Keilpflugin den 21. Juni zur Beichte hat
gehen wollen, hat das Gespenst auf der Treppe zu ihr gesagt:
Gehe im Namen Gottes, wenn's mir nicht eine Schande wäre, so
wollte ich mitgehen. Den Tag nachher hat es auf Papier ge—
schrieben: Das Blut Jesu hat dich gemacht gestern rein von Sünden
allen, und ein unförmliches Kruzifix darunter gemalt. Den 25. Juni
schrieb's: Laß mir den Sarg machen und darauf schreiben: Jesus
Christus gestern und heute, Martin Kathmann im Jahr 1631, ein
andermal fromme Bibelsprüche und den 30. Juni: Mlein Vater hat
auf der Schloßgasse gewohnt; du mußt machen, was ich will, ich
laß dir sonst Keine Ruhe. Als der hochwürdige Herr Archidiakonus
die Keilpflugin besucht, hat es ihm mit der Hand bedräuet, da ist
dem Herrn auf einmal so übel und entsetzlich geworden, als solle
er augenblicks sterben. Hernach hat's angeschrieben: Muscovius
verdammet mich, aber verdammet nicht, so werdet ihr auch nicht
verdammet; Miserere mei.
Aochmals hat es sich erdreistet, der Keilpflugin in Gegenwart
ihres Gemahls zu erscheinen. Der hat dann samt dem Amanuensis
Degen genommen und haben nach der angezeigten Richtung hin
gestochen und gehauen, daß das Gespenst in die Höhe gesprungen
ist und sich geduckt hat, auch in Gestalt eines Vogels aufgeflogen
und in Gestalt einer Kugel zur Erde gefallen ist. Andern Tages
hat es aber ein Schwert mitgebracht und sich bei der Reilpflugin
beklagt, wenn es Unglück haben werde, müßte ihr Mann es ver-
antworten. Vom 15. Juli an hat es überall hingeschrieben: Feuer,
Feuer auf dem Rathause, Feuer auf dem Schlosse, Feuer auf der
Dechanei. Darum gehe aus von dem sündigen Sodom, der Blut-
stadt wird es übel ergehen. Da haben viele Leute ihr Hab und