Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Gut in die Keller geräumt, es ist aber kein Feuer herausgekommen. 
Ein geistlicher Herr schrieb darunter: Feuer auch in der Hölle, und 
zwar ewiges Feuer für dich und deine Gesellschaft. So ist es fort— 
gegangen bis in den September. Unterdessen hatte der Rat und 
das geistliche Ministerium den ganzen erschrecklichen Vorfall nach 
Dresden gemeldet, worauf die Dresdenischen Theologen ein „schrift— 
mäßiges Bedenken“ über das Budissinsche Gespenst ausarbeiteten, 
worin in vier Abschnitten das Gespenst als ein Werk des Satans, 
und zwar des scheinheiligen weißen Teufels erklärt wird. Dies be- 
weise genugsam sein Widerwille gegen die lutherische Geistlichkeit. 
Vor den Drohungen habe man sich nicht zu fürchten, sintemal der 
Teufel ein ohnmächtiger Geist sei, der nicht einmal ohne erlangte 
Erlaubnis in die Säue fahren konnte (Matth. 8, 31). Dem papisti- 
schen Klerus, der sich selbst zur Hilfe angeboten hätte, wie alle 
falsche Propheten zu tun pflegten (Jer. 13, 21. 32, Matth. 7, 15), sei 
nicht zu willfahren; seine Gaukelpossen, mit denen er den Teufel 
durch Beelzebub auszutreiben vermeinte, Nbönnten höchstens die 
Lutherischen im Glauben irre machen und zu verdammlichem Abfall 
verleiten. Weil aber nach Christi Ausspruch (Matth. 7, 21) diese 
Art nicht ausfährt, denn durch Beten und Fasten, so seien auch 
hierbei Kkeine anderen Mittel anzuwenden. Was mit den kreuzweis 
gelegten Besen geschehen, sei eine schwere Sünde. Man solle täg- 
liche Betstunden halten und sich der geistlichen Trostgründe nach 
Anleitung Lutheri, Hieronymi Welleri, Aviani, Glasii, Scherzeri, 
Brunnenhorstii, Sceriveri und anderer fleißig bedienen usw. Unter- 
zeichnet ist dies Aktenstüch von Dr. Samuel Benediktus Carpzov 
und fünf anderen Dresdener Theologen. 
Aachdem nun auf Beschluß des Budissiner geistlichen Ministerii 
keine Schrift des Gespenstes mehr gelesen, sondern ungelesen aus- 
gelöschet, das bekleckste Papier aber „in des Pilati geheimer 
Kanzlei“ versenket worden, hat das Gespenst nach und nach zu er- 
scheinen aufgehört, so daß man am 8. Oktober, Dom. 19. post. trinit., 
in der Kirche eine öffentliche Danksagung gehalten hat.
	        
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