Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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kupferne Pfanne aus und befahl dem Bänsch: „Hebe den Dechkel 
auf!“ Dieser tat es und erblichte die Pfanne voll goldener und 
silberner Geldstüche. Der Geist gebot weiter: „Aimm, was du 
kannst!“ Aber als Bänsch nach den Geldstücken griff, hörte er 
hinter sich die Stimme seines ältesten Sohnes, welcher in der Stadt 
auf der Schule studierte, und das Gebell seines lieben Hündchens. 
Da schaute er sich unversehens um und sagte: „Was machst denn 
du hier?“ Und sieh! an der Stelle des Geldes hielt der Bauer 
ein Kruzifix in den Händen, die Pfanne aber fuhr vor seinen Augen 
klirrend hinab in die Erde. Der Geist war verschwunden. Stehend 
spähte Bänsch, nicht wissend, wo er sei; indem schlug es plötzlich in 
Rosenthal 12 Uhr, und daraus erkannte er, daß er im Zernaer Walde 
sei. In der Nacht des folgenden Tages kam der Geist wieder zu 
dem Bauer und verlangte von ihm ein weißes Tuch. Sobald er 
aber einen Zipfel berührte, war der Zipfel verbrannt. Und beim 
Scheiden sagte er dankend zu ihm: „Wenn du nur ein Stück er- 
langt hättest, wäre alles Geld dein gewesen und ich wäre erlöst 
gewesen. So hast du mir nur Verlegenheit bereitet und über drei- 
hundert Jahre wird erst wieder ein Mensch geboren, der mich 
erlösen Rann.“ 
291. Die verbannten Bauernburschen. 
Gräße, Bd. I, ANr. 884; Gräve im Meuen Lausitzer Magazin, 1838, 
S. 132, und in seinen Sagen S. 75. 
Auf dem von Kamenz nach Gersdorf über das Dorf Gelenau 
hinführenden Wege Kommt man an einen kleinen Busch und dann 
lints zu einem kleinen Teiche. Man nennt diese Gegend das 
Gelenauer Weidig, doch wird dieselbe von jedermann gemieden. 
Man will hier öfters ein Achzen und Seufzen, Zischen, Schnarren 
und Pfeifen vernehmen, kreischende Stimmen aus dem Bäöhricht 
hören und blaue Flämmchen aus dem Wasser aufsteigen sehen, in 
der Luft und im Wasserspiegel greuliche Gestalten erblichen, und 
zuweilen sollen Spukgeister den Vorübergehenden aufhochen. An- 
geblich sollen dieses die Geister einer Rotte wüster Gesellen sein, 
die im Jahre 1537 am Vorabende des Christtags von Aeukirch, 
ihrer Heimat, nach Pulsnitz gezogen waren, und sich dort einen 
tüchtigen Rausch geholt hatten. Auf dem Rüchwege Ramen sie,
	        
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