Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 233 — 
295. Gottes Wehklage in Loga. 
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde, Sammlung Pilk. 
Als einst eine Frau in Loga mitternachts im Bette liegend 
erwachte, hörte sie einen wundervollen Gesang. Derselbe war zwar 
ohne alle Worte, doch so unaussprechlich schön, daß sie lauschte und 
lauschte. Sie rief ihren Mlann an: „Ernst, hast du nichts gehört?“ 
dieser aber antwortete: „Mein, ich höre nichts.“ Moch weiter sang 
die geisterhafte Stimme, und die Frau lauschte ihr. Dies geschah 
in der Marterwoche. Dann, noch acht Tage vor dem sogleich zu 
berichtenden Unglück, ließ sich wieder die Stimme vernehmen. Eine 
Woche darauf fiel das Kind der betreffenden Frau ins Wasser und 
ertrank. Da sagten alle Leute: „Das ist Gottes Wehklage ge- 
wesen; Gottes Wehklage (Boze sedlesko) hat gesungen.“ 
Uberhaupt sagt man von jener bekannten wendischen Gestalt 
in Loga nicht, daß sie weine, sondern daß sie sänge. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.