Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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genannt. Dieselbe soll ihren Aamen von einem früheren Bergherrn 
Ammler haben, auf dessen BRat sie angelegt wurde. Von dieser 
Straße nun wird gar Schauriges erzählt. So soll daselbst des 
Nachts 12 Uhr, wenn alles recht ruhig ist, ein Leichenzug zu sehen 
sein, und den ihn begleitenden Gesang hört man über sich in der 
Luft. Dieser Gesang soll überaus lieblich klingen, so daß schon 
manche wie bezaubert stehen geblieben sind und gelauscht haben. 
Wer aber darauf hört, dem wird es verderblich, denn er findet 
seinen Weg nicht mehr. Erst wenn man irgend ein Kleidungsstück 
umwendet, so soll man sich wieder zurecht finden. 
309. Der gespenstische Leichenzug bei Pöhla. 
Köhler a. a. O., Ar. 114. 
Im sogenannten Vogelwalde unterhalb Pöhla bei Schwarzen- 
berg soll zu manchen Zeiten des Nachts 12 Uhr ein Leichenzug zu 
sehen gewesen sein. Begegneten demselben Personen, so mußten 
dieselben wie festgebannt stehen bleiben; nur derjenige, welcher eine 
brennende Zigarre bei sich führte, Konnte ungehindert seines Weges 
ziehen. 
310. Der Frau-Mutterstuhl zu Oberforchheim. 
Gräße, Bd. l, NMr. 495; poetisch behandelt von Fr. v. Biedermann, S. 24 ff. 
Eine Sängerjugend. Dresden 1847. 
Auf dem alten Schlosse Oberforchheim am Haselbache, an der 
Straße von Freiberg nach Annaberg, stand bis in die Mlitte des 
vorigen Jahrhunderts auf dem Oberboden in einer Kammer ein 
alter Großvaterstuhl, den hieß man der Frau-Mutterstuhl, und auf 
diesem lag eine hölzerne Statue, die aber sehr stark vergoldet war 
und ein kleines Männchen vorstellte. Diese zwei Gegenstände 
kannte jedermann im Schlosse und im Dorfe, und alle hatten eine 
gewisse heilige Scheu vor denselben, denn man sagte, sie seien die 
Palladien des Rittergutes, und wenn jemand den Stuhl von seiner 
Stelle rücke oder das Mlüännchen angreife und in eine andere Lage 
bringen wolle, der werde dafür schwer von demselben gezüchtigt.
	        
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